■ Mit Europas Gehaltsverteilung auf du und du: Der Lohn der Frauen
Frauen verdienen nach wie vor schlechter als Männer. Neue Zahlen dazu liefert das jüngste Sozialporträt der Europäischen Kommission. Danach gibt es in keinem europäischen Land eine Ausnahme von dieser Regel. Die Statistik zeigt, daß die Gehälter griechischer Frauen im europaweiten Vergleich besonders schlecht abschneiden. Sie verdienen im Durchschnitt 29 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.
Am wenigsten benachteiligt sind schwedische Frauen: Ihr Einkommen liegt elf Prozent unter dem der männlichen Kollegen. Bei schwedischen Managerinnen schrumpft der Abstand immerhin auf drei Prozent. Die deutschen Zahlen liegen im Mittelfeld: Das Einkommen von Frauen ist hierzulande im Schnitt 17 Prozent geringer als das ihrer männlichen Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt.
Die Zahlen der Europäischen Kommission überraschen nicht, sind doch die Ursachen des Ungleichgewichts schon lange bekannt. Zwar sind Frauen und Männer in allen europäischen Ländern gesetzlich gleichgestellt, schlechtere Löhne in innertariflichen Jobs also auch einklagbar.
Warum also verdienen die Frauen trotzdem weniger? Der Grund liegt in der Berufswahl: Frauen arbeiten eher in schlechter bezahlten Berufen als Männer. Das erkennt spätestens, wer seine Wochenendeinkäufe im Supermarkt erledigt. Hinter Kassen und Salattheken sitzen meistens Frauen.
In Sozialberufen und den einfachen Dienstleistungsjobs arbeiten vor allem Frauen. Da als frauentypisch geltende Berufe gesellschaftlich nicht in dem Maße anerkannt sind wie männertypische, werden sie tariflich niedriger eingestuft. Das wird sich wohl auch in naher Zukunft kaum ändern: Bei Tarifverhandlungen sitzen am Verhandlungstisch nämlich zumeist Männer.
Frauen in Führungspositionen haben es besser – denkt man. Sie können ihr Gehalt selbst aushandeln, weil es keine verbindlichen Tarife gibt. Die Realität zeigt aber: Auch hier schneiden Frauen im Durchschnitt schlechter ab. Ob sie sich schlechter verkaufen oder benachteiligt werden, ist unklar.
Ein ähnliches Bild zeichnet das europäische Sozialporträt über Teilzeitarbeit. EU-weit geht jede dritte Frau, aber nur jeder zwanzigste Mann einem Teilzeit-Job nach – dies gilt in etwa auch für Deutschland. Hier sind die Ursachen ebenfalls nicht neu: Frauen übernehmen noch immer den Löwenanteil der Kindererziehung. Ein Ganztagsjob läßt sich deshalb für viele Mütter nur sehr schwer realisieren. Jens Uehlecke
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