■ Mit Börsenplätzen auf du und du: Warum Leipzig?
Frankfurt/Main (dpa) – Die Pläne der sächsischen Staatsregierung, die traditionelle Mitteldeutsche Börse wiederzueröffnen, lösen in der Frankfurter Finanzwelt allgemein Kopfschütteln aus. Zwar halten sich Banker und Börsianerinnen in offiziellen Kommentaren zurück, doch hinter vorgehaltener Hand lassen sie an ihrer Einschätzung keinen Zweifel: „Überflüssig“, „ein schlechter Witz“.
Auch Wohlwollende ziehen die Augenbrauen hoch, wenn sie vom Ergebnis zweier Auftragsstudien der Staatsregierung hören, die angeblich „die Existenzberechtigung einer Mitteldeutschen Börse für unsere Region“ belegen. Diese wird nämlich außerhalb des Freistaates nirgends gesehen. Von den vorhandenen acht deutschen Regionalbörsen kämpft die Mehrzahl bereits ums Überleben. In Frankfurt werden 70 Prozent des Handels abgewickelt, in den regionalen Kapital-Tempeln herrscht häufig gähnende Leere. Für den Handel mit Wertpapieren ist heute keine Börse mehr notwendig; es reicht ein Computer. Längst hat die Elektronik im Wertpapierhandel Einzug gehalten und die Regionen in das Auf und Ab der Kurse mit eingebunden. In IBIS, dem deutschen Computer-System, werden neben den DAX-Werten (den 30 umsatzstärksten Aktientiteln) noch sieben andere Dividendenwerte, 21 Optionsscheine und 31 öffentliche Anleihen gehandelt. Wertpapiergeschäfte sind heute international. Deshalb wickeln auch die Regionalbörsen die Hälfte ihres Handels über IBIS ab, sagt Rüdiger von Rosen, Sprecher der Deutschen Börse AG. Was den vermeintlichen Nachholbedarf der neuen Länder angeht, so verweist ein Kenner der Materie auf die geographisch günstig gelegene Wertpapierbörse in Berlin. Die hat bislang von der deutschen Einheit noch nicht profitiert.
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