■ Mit Boeing auf du und du: Gigant der Lüfte
Seattle/Washington (dpa) – Der US-Flugzeuggigant Boeing wollte immer schon weltweit der Größte sein – und er wird es in diesem Jahr auch werden. Voraussetzung dafür ist, daß die US-Kartellinstanzen der Ende vergangenen Jahres angekündigten Übernahme des US-Mitkonkurrenten McDonnell Douglas für 13,3 Milliarden Dollar zustimmen. Aber damit wird allgemein gerechnet.
William Edward Boeing, Sohn deutscher Auswanderer, hat es sich sicherlich nie träumen lassen, daß aus der am 15. Juli 1916 gegründeten Pacific Aero Products Company, aus der die Boeing Company entstand, einmal der dominierende Flugzeughersteller der Welt mit über 200.000 Beschäftigten werden würde.
Nach der erst vor wenigen Monaten erfolgten Übernahme des Rüstungskonzerns Rockwell für 3,2 Milliarden Dollar wird der neue Konzern zusammen mit McDonnel Douglas der mit Abstand größte Hersteller von zivilen und militärischen Flugzeugen sein. Er steuert in diesem Jahr auf einen Umsatz von 48 Milliarden Dollar (etwa 75 Milliarden Mark) zu. Dabei war Boeing als bedeutendster Flugzeughersteller der Welt ohnehin schon zu einem neuen Höhenflug gestartet: Bis 1998 soll die Produktion dank eines beispiellosen Auftragsbooms verdoppelt werden.
Ausgerechnet die vierstrahlige Boeing 747, mit der der interkontinentale Langstreckenverkehr selbstverständlich wurde und die heute der große Gewinnbringer ist, hätte Boeing Anfang der 70er Jahre fast in die Pleite gestürzt. Nach den Milliardengewinnen im Militärgeschäft mit Bombern während des Zweiten Weltkrieges und des Koreakrieges tat sich das Unternehmen mit der Fertigung ziviler Jets anfangs schwer. Die immensen Entwicklungskosten des Jumbos, der erst durch einen Großauftrag der PanAm flügge wurde, erschöpften die Ressourcen des Unternehmens total. Fast zwei Drittel aller Beschäftigten mußten damals entlassen werden.
Inzwischen aber hat dieser Jumbo Boeing zum Monopolisten gemacht, ist der Industrieriese erfolgreich ins zivile Lager umgeschwenkt. Annähernd 80 Prozent aller Aktivitäten entfallen heute auf die Boeing Commercial Airplane Group im Konzern, die von dem Industriepolitiker Ron Woodard geführt wird, einem der härtesten Gegner der europäischen Airbus-Industrie.
Das große Geld brachten in den letzten Jahren vor allem mit das kleinste und das größte Produkt der „Boeing-Familie“, und zwar der bis zu 182 Millionen Dollar teure Jumbo und die je nach Version 38 bis 54 Millionen Dollar teure zweistrahlige Boeing 737. Letztere wurde in Deutschland vor allem als City- Jet bei der Deutschen Lufthansa populär und ist das mit Abstand erfolgreichste Düsenverkehrsflugzeug der Welt.
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