■ Mit Bahn & Fahrrad auf du und du: Auf Umwegen zum Ziel
Freiburg (taz) – Wer sein Fahrrad im Zug mitnehmen will, erlebt seit dem jüngsten Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn AG eine Überraschung: Der Bahncomputer schickt seine Kunden mitunter auf den absurdesten Routen ans Ziel – wenn er für die gewünschte Verbindung überhaupt Züge findet, die Fahrräder transportieren.
Der Grund ist ein Programmierfehler in den Computern der Reisebüros und Bahnhöfe. Auch die unter Bahnfahrern beliebte CD-ROM mit dem Fahrplan namens „Hafas“ ist betroffen. Das Programm unterschlägt bei Wahl der Option „Fahrradbeförderung“ einen Teil der Regionalzüge und weist daher auf vielen Strecken lediglich die Interregios und die wenigen fahrradtauglichen Intercitys aus.
Wer zum Beispiel eine Verbindung von Frankfurt am Main nach Freiburg sucht, bekommt eine Variante über Singen und Basel präsentiert. Dauer: 8.28 Stunden. Eine Strecke, die auf den direkten Gleisen nur 280 Kilometer lang ist, bläht der Computer auf 496 Kilometer auf. Daß es auch für Fahrradreisende eine Variante über Offenburg gibt (eben jene Strecke, die man üblicherweise von Frankfurt nach Freiburg wählt), merkt der Computer nicht.
Auch auf anderen Strecken sieht es düster aus: Von Freiburg an den Titisee kennt der Computer nur einen einzigen Zug am Tag, in dem Fahrräder mitgenommen werden können. Daß die Nahverkehrszüge mit geräumigen Mehrzweckwaggons auf dieser Strecke im Halbstundentakt verkehren, ignoriert das Programm. Über Strecken, auf denen jeder Zug Fahrräder mitnimmt, meldet das Programm „Suche ergebnislos“.
Während Bedienstete in den Regionalbahnhöfen das Problem erkannt haben und den Computer überlisten, war der Bahnzentrale in Frankfurt am Main der Softwarefehler bislang nicht bekannt. Erst auf Anfrage überprüfte sie das Programm und bestätigte das Problem. „Wir werden nachbessern“, verspricht Produktmanager Rainer Hahn. Die Online-Fahrpläne in den Reisebüros und in den Bahnhöfen würden binnen 14 Tagen ein Update erhalten.
Dem privaten PC-Nutzer, der mit der CD arbeitet, nutzt das wenig. Er wird sich die ganze Fahrradsaison über mit Tricks behelfen müssen. Das ist ärgerlich, doch mit ein wenig Übung geht es: Auf kürzeren Strecken ohne IC-Verbindungen muß man in dem Programm statt der Option „nur Züge mit Fahrradbeförderung“ einfach die Auswahl „Nahverkehr“ und „Interregio“ treffen. Die dann ausgespuckten Verbindungen sind fahrradtauglich.
Wer das Fahrrad auf Langstrecken mitnehmen will, der muß etwas mehr tüfteln. Man sucht erst die fahrradtauglichen Fernzüge, die zumindest grob in der richtigen Richtung verkehren. Dann läßt man sich für die noch fehlenden Teilstrecken die Regionalzüge auflisten. Bernward Janzing
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