Mit Aprilscherzen auf du und du: Besen weg!
■ SeniorInnen als Parkbank-Streicher – das will auch Senatorin Karin Roth nicht
Auch heute morgen lagen angespülte Safttüten wie Wasserleichen an der Elbe. Von den Bänken im Altonaer Volkspark pellte sich die Farbe, und das Graffito unter der S-Bahn-Brücke war immer noch da. Versifft ist der Boden der Telefonzelle, bemoost so mancher Gehsteig: Hamburgs SeniorInnen putzen einfach nicht.
Müssen sie auch nicht. Denn im April beginnt zwar die Parksaison und mit ihr die Amtszeit der neuen Sozialsenatorin Karin Roth. Beides hat aber nichts mit Putzdienst für SeniorInnen zu tun. Nie hat die ehemalige DGB-Nordmark-Chefin so etwas gefordert, auch nicht am gestrigen ersten April. Nie hat CDU-Chef Ole von Beust bekannt, bei derartigen Vorschlägen sei er „für Karin“, und nimmer hat die GAL über „menschenverachtende Pläne“gejammert. Auch DGB-Chef Erhard Pumm hat sich nicht wirklich über Roths Ideen erregt.
Und so müssen Jugendliche ihre Fantadosen weiter selbst in die Mülleimer werfen, RaucherInnen ihre Kippen eigenhändig aufklauben. Die Parkbänke bleiben ungestrichen, und kein freundlicher älterer Herr hilft morgens unbedarften VorschülerInnen über die Ost-West-Straße. SchwarzfahrerInnen müssen weiterhin Strafe zahlen statt nur schwarze Striche auf die Wange gemalt zu bekommen, und Fahrradschlösser lassen sich nicht mit Frischkäse knacken. All das ist nur am ersten April wahr, und selbst dann nur äußerst selten.
Die Stadt bleibt also wie sie ist, und Karin Roth arbeitet sich erstmal in ihre Sozialbehörde ein, bevor sie hanebüchene Forderungen erhebt.
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