■ Mit Ammoniak in Zigaretten auf du und du: Lust auf Röstgeschmack
St. Paul (AP/taz) – Das Erfolsgeheimnis von Marlboro liegt im Ammoniak. Einer Untersuchung im Auftrag des amerikanischen Tabakriesen Brown and Williamson zufolge sorgt der farblose Stoff für den Röstgeschmack der Zigarettenmarke und steigert gleichzeitig die Nikotinzufuhr für den Raucher. R.J. Reynolds, Produzent des Konkurrenzprodukts Winston, gab die Studie bereits in den 70er Jahren in Auftrag. Er wollte wissen, warum immer mehr Raucher die Zigarette mit dem Cowboy-Image seinem Produkt vorzogen. Die Unterlagen tauchten nun beim Rechtsstreit zwischen dem US-Staat Minnesota und der Tabakindustrie auf.
Bereits im Sommer hatte James Pankow von der technischen Hochschule in Portland eine Studie zu dem Thema in der Umweltzeitschrift Environmental Science and Technology veröffentlicht. Er hatte herausgefunden, daß Ammoniak die Wirkung des Nikotins um das Hundertfache verstärken kann. Ammoniak ist ein Gas, das sehr gut in Wasser löslich ist und dann basisch reagiert. Auf diese Weise macht es den Zigarettenrauch weniger sauer und kann dadurch weitaus leichter von Hirn und Lunge aufgenommen werden als Nikotin ohne diesen Verstärker.
Vor drei Jahren hatte die US- Tabakindustrie eine Liste mit 599 Substanzen veröffentlicht, die ihren Zigaretten beigemischt werden. Darunter war auch Ammoniak. In dem Papier wurde es allerdings nur als natürliche Substanz bezeichnet, das den Eiweiß-Stoffwechsel fördere. Von der Verstärkung des aufputschenden Nikotins war damals nicht die Rede. In einem internen Handbuch war Ammoniak allerdings ausdrücklich als „Wirkungsverstärker“ bezeichnet worden.
Channing Robertson, Chemieprofessor an der Stanford- Universität, weist allerdings darauf hin, daß das Gas die Raucher trotz sinkender Teer- und Nikotinwerte abhängig mache. Sobald Marlboro-Hersteller Philip Morris Mitte 1965 zum ersten Mal Ammoniak in die Zigaretten eingebaut habe, seien die Verkaufszahlen drastisch gestiegen. Reynolds zog Mitte der 70er Jahre mit Camel nach. Anschließende Marktuntersuchungen hätten auf eine „signifikante Produktverbesserung“ hingedeutet.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen