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Millionenspritzefür die City

■ Große Einigkeit für neue Einkaufspassagen und Glascafé

Bankenvertreter, City-Kaufleute, Handelskammer, Architekten, Ingenieure, Brepark, Viertel-Ortsamtsleiter und VertreterInnen des Bau-, des Umwelt- und des Wirtschaftsressorts sonnten sich gestern in trauter Einigkeit. Der Senat hatte nämlich am Dienstag einstimmig ein Projekt verabschiedet, das der kränkelnden Bremer Innenstadt neues Leben einhauchen soll: Ein Glascafé auf dem Domshof und gleich ein ganzes System neuer Glaspassagen und neuer Einzelhandelslagen zwischen der Bankenwüste am Dom und der Sögestraße. Eine Spritze von insgesamt 220 Millionen Mark wird der Bremer City verabreicht. Aus dem ausgequetschten Staatshaushalt kommen nur ein paar Tröpfchen davon, nämlich ganze sieben Prozent der Summe, und das auch nur, wenn man die Wallüberdachung dazurechnet. Der Löwenanteil stammt vor allem von den neuen Bremer Stadtentwicklern, und das sind die Landesbank und die Deutsche Bank. Motto: Kassenhallen zu Kaufläden.

„Ein Meilenstein für die Bremer Innenstadt“, lobte Baustaatsrat Jürgen Lüthge die Konsensentscheidung für das Millionenprojekt. Was da geplant ist, das hat die Stadt vor ein paar Wochen schon als Modell in der Bremer Bürgerschaft besichtigen können. Spätestens im nächsten Sommer soll auf dem Domshof ein hypermodernes dreistöckiges Glascafé unter einem weiten Glasdach stehen, an dem Ort, wo jetzt noch die Rampe zum unterirdischen Atombunker hinabführt. Dort unten wird es demnächst brutzeln und klingeln. Da soll die Küche des Cafés genauso untergebracht werden wie ein Fahrradparkhaus, und die Marktbenutzer sollen ihre Waren lagern dürfen, damit der Domshof von den Krämer-LKW freigeräumt werden kann. Ohnehin sollen die Marktzeiten über 15 Uhr hinaus verlängert werden, um den Platz zu beleben.

Das ist auch nötig, denn wo jetzt noch ab 15 Uhr der Wind pfeift, da soll es demnächst brummen. Am Domshof beginnt nämlich ein ganz neues Passagensystem im Banken-Erdgeschoß. Im Neubau der Bremer Landesbank von der Söge- bis zur Katharinenstraße entstehen allein 4.000 Quadratmeter Ladenfläche, der Katharinenklosterhof wird überdacht und damit zu einer völlig neuen Passage zwischen Söge- und Katharinenstraße, durch das Gebäude der Deutschen Bank Ecke Domshof/Schüsselkorb soll eine weitere Passage gehen mit neuen Ladenflächen von 2.500 Quadratmetern. Der Bau der Deutschen Bank soll im Frühjahr 1998 fertig sein. und die Mieten bei den Banken, das haben Sprecher gestern angekündigt, sollen auch im Rahmen bleiben, zwischen 60 und 80 Mark pro Quadratmeter. In der Sögestraße werden derzeit bis zu 350 Mark gezahlt.

Möglich wurden diese Investitionen durch den Modernisierungsschub der Banken. Die können nämlich ihre Kassenhallen erheblich verkleinern, weil mittlerweile ein großer Teil des Bankenverkehrs auf elektronischem Wege abgewickelt wird. J.G.

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