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Milliardenschaden durch digitale Piraterie5 vor 12 für Kreativwirtschaft

Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Debatte über den Urheberrechtsschutz im Netzzeitalter. Auf kam die Idee einer Straßenverkehrsordnung fürs Internet.

Durch den Diebstahl geistigen Eigentums giingen der Kreativwirtschaft 2008 10 Milliarden Euro verloren. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat zu einer Debatte über das Urheberrecht im digitalen Zeitalter aufgerufen. Mit steigender Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen der Kreativwirtschaft, nehme auch deren illegale Nutzung zu. Verdi beruft sich auf eine jüngst veröffentlichte Studie der Pariser Beratungsfirma Tera Consultants, die sie auf einer Pressekonferenz am Montag vorstellte. Demnach belief sich 2008 der wirtschaftliche Schaden durch Piraterie für die gesamte Kreativbranche in Europa auf nahezu 10 Milliarden Euro, mehr als 185.000 Arbeitsplätze seien durch digitale Piraterie verlorengegangen. Allein in Deutschland wird der Umsatzverlust im Einzelhandel auf 1,2 Milliarden geschätzt.

Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Bereichsleiter Kunst und Kultur bei Verdi, rief zu mehr Schutz von Kreativität und Innovation auf. Insbesondere forderte er eine angemessene Bezahlung und Arbeitsbedingungen für Urheber. "Schriftsteller wollen gelesen werden, aber auch davon leben können", sagte Bleicher-Nagelsmann. Neben der ökonomischen Wertschätzung betonte er die Wichtigkeit geistigen Eigentums für die Kultur und somit die gesamte Gesellschaft.

Ebenso appelliert Prof. Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie: „Wir brauchen Regeln, um einen der wichtigsten Rohstoffe unserer Gesellschaft, nämlich das geistige Eigentum einzelner Kreative, zu schützen, das unsere Kultur entscheidend prägt.“

Gefordert wurde bei der Debatte eine Straßenverkehrsordnung für das Internet – doch statt konkreter Konzepte wurden nur Ansätze zur Reduzierung von digitaler Piraterie genannt. So sei zum einen die Aufklärung der Nutzer wichtig. Denn diese sollten zuerst einmal darauf hingewiesen werden, welche Inhalte im Web illegal sind und welche legalen Angebote es gibt. Daneben wurden internationale Standards gefordert, die zu einer besseren Verfolgbarkeit von Nutzern illegaler Inhalte führen.

Vor allem die Kooperationsbereitschaft der Serverprovider, an der es bislang mangelte, sei von Nöten, betonte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Nur wenn Politik und Provider an einem Strang ziehen, können illegale Downloads aufgespürt und sanktioniert werden - und somit laut Skipis das Fortbestehen der Kreativwirtschaft gesichert werden.

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4 Kommentare

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  • D
    dietah

    Diese Art von Studien sind btw vom amerikanischen Rechnungshof als bar jeder Realitätsgrundlage aus der öffentlichen Debatte entfernt worden.

     

    Die "WIR WERDEN ALLE STERBEN!!!!111" Studien.

     

    Da man ja hierzulande erst immer das US Signal abwartet... Wie lange dauert das nun bis sich das auch hier in den Erkenntnisräumen der Edelfedern niederschlägt?

     

    Wers in Gänze mag:

    http://www.gao.gov/new.items/d10423.pdf

  • D
    Defmob

    Das mit der "Content-Mafia" und der "Plastik-Industrie" ist doch Blödsinn. Auch sog. Indie-Bands und der ganze "alternative" Sektor sind Teil der Industrie, und dort wird ebenso Geld verloren. Man sollte sich nicht über Ausbeutung im Großen beschweren, wenn man selber die Regeln nicht einhalten kann, oder zumindest einen Teil seines Medienkonsums wirklich bezahlt.

  • MG
    möchte gern musikindustrie

    Was soll dieser Artikel denn bitte?

    Es ist doch schier unmöglich, einen sachlichen Artikel nur auf einer, von der möchtegern Musikindustrie, in Auftrag gegebenen Studie aufzubauen. Diese Zahlen sind doch aus dem blauen herausgegriffen, um Meinungsmache zu betreiben.

    Blanker Hohn!

  • CT
    Christian Treczoks

    Die "Kreativindustrie" ist allerhöchstens kreativ im Erfinden von Zahlen. In den ganzen Jahren haben sie immer wieder jede Raubkopie als "nicht bezahlte Vollversion" gerechnet - eine vollkommen utopische Milchmädchenrechnung.

     

    Der Umsatz-Schwund, den die Medienverwerter beklagen, liegt in erster Linie an der immer weiter nachlassenden Qualität ihrer billig gemachten "Plastik-Produkte". Wer will denn schon die 157. synthetisch gekastete Boyband hören, oder einen Bushido-Film sehen?

     

    Und am meisten dürfte diesen Leuten wehtun, dass die wirklich Kreativen nicht mehr wie früher auf die Verwertungsindustrie auf Gedeih und Verderb angewiesen ist.

     

    Dinosaurier soll man sterben lassen. Das Gejammer dabei muss man leider in Kauf nehmen.