: Milliarden für Abriß
■ Sanierung alter Ost-Industrieanlagen
Bitterfeld (AP) – Bund, neue Länder und die Treuhandanstalt werden in diesem Jahr 2,5 Milliarden Mark für ein Beschäftigungsprogramm zur Demontage alter Industrieanlagen in Ostdeutschland aufwenden. Betroffen sind 200 Treuhandunternehmen; mit dem Programm werden insgesamt 35.000 Menschen beschäftigt. Den Löwenanteil der Kosten übernimmt mit 62 Prozent die Treuhandanstalt, 20 Prozent das betroffene Bundesland und 18 Prozent die Bundesanstalt für Arbeit. Der Altlasten-Direktor der Treuhand, Heiner Bonnenberg, schätzte dabei den Anteil der Entsorgungskosten auf etwa 500 Millionen Mark. Von den 2,5 Milliarden Mark entfielen 40 Prozent auf Personal- und 60 Prozent auf Sachkosten.
In welchem Umfang das Mitte 1993 gestartete Programm zum Abriß alter Industrieanlagen im nächsten Jahr weitergeführt wird, könne jetzt noch nicht gesagt werden, da die Treuhandanstalt Ende 1994 aufgelöst wird. Allein im vergangenen Jahr wurden im Rahmen dieses Programms 300 Millionen Mark ausgegeben.
Insgesamt werden auf 25 Prozent der Flächen ehemaliger oder noch im Besitz der Treuhand befindlicher Industrieunternehmen Altlasten vermutet. Bei nur drei Prozent muß nach Auffassung der Treuhand jedoch sofort gehandelt werden. „Ostdeutschland ist nicht eine einzige Umweltkloake“, meinte Bonnenberg. Auch die DDR sei bemüht gewesen, Umweltschäden in Grenzen zu halten, so der Direktor, heute gebe es nur noch punktuelle Schädigungen.
Der konkrete Verlauf der Entsorgung macht der Treuhand jedoch Kopfzerbrechen: In zwei Fällen seien bereits Abfälle aus Treuhandunternehmen in „dubiose Kanäle“ geraten.
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