: Militärobjekte sind out
■ Interessenten machen Rückzieher für ehemalige NVA-Objekte in Südthüringen/ Vermittlung von Ferienheimen ist schwierig
Bad Salzungen. Von rund 100 ehemaligen Volksarmee-Objekten Südthüringens konnten bisher erst 27 an neue Träger übergeben werden. „Obwohl die Abwicklung seit Herbst vergangenen Jahres recht zügig voranschritt, treten jetzt immer mehr kleinere Gemeinden oder andere Interessenten von ihren Übernahmeangeboten zurück, da sie den geforderten Preis des Bundesvermögensamtes nicht zahlen können“, äußerte Heinrich Brassel, Behördenleiter der Bundeswehr-Standortverwaltung Bad Salzungen. Dabei spiele nicht der Preis an sich, sondern die schlechte finanzielle Lage der Gemeinden die dominierende Rolle. „Entgegen allen Gerüchten — in keines dieser Gebäude wird die Bundeswehr einziehen“, betonte Brassel. Der überwiegende Teil der ehemaligen NVA-Immobilien sind nicht mehr benötigte Grenzkompanie-Unterkünfte sowie ausgediente funktechnische Objekte auf dem Bless bei Steinheid, dem Schwarzen Kopf bei Zella-Mehlis und in Völkershausen. Die bisher abgegebenen Gebäude dienen den Kommunen größtenteils zur Unterbringung von Aussiedlern und Asylanten oder zur Einrichtung örtlicher Behörden. Ein Novum: In Heinersdorf im Kreis Sonneberg kaufte die westdeutsche Firma Carrera ein ehemaliges Grenzobjekt und errichtet darin eine Produktionsstätte für Spielzeug. Problematisch sehe es vor allem bei der Vermittlung ehemaliger Ferien- und Erholungsheime in Frauenwald, Asbach und Oberhof aus. Da bisher keine neuen Nutzer der Häuser in Sicht seien, mußten über 150 ehemalige Mitarbeiter entlassen werden. Das Bundesvermögensamt will nun diese Heime — darunter das 440-Betten- Haus in Frauenwald — öffentlich ausschreiben, um recht schnell akzeptable Lösungen für Bund und Kommune zu finden. Das größte verwaltete Objekt ist die ehemalige Offiziershochschule der Grenztruppen in Suhl. Mit ihrer teilweisen Übergabe an die Kommune und an einzelne Wirtschafts- und Dienstleistungsunternehmen soll auf dem Suhler Friedberg in absehbarer Zeit ein gut funktionierendes Handels- und Gewerbegebiet entstehen. adn
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