Militärdiktatur in Argentinien: Erinnern an Folter
In Buenos Aires wird die ESMA, eine der berüchtigsten Folterstätten der argentinischen Militärdiktatur, zum Museum - Nach " 20 Jahren staatliches Schweigen."
BUENOS AIRES taz In Argentinien wird die ehemalige Mechanikerschule der Marine (ESMA) zu einem Erinnerungsmuseum umgestaltet. Verteidigungsministerin Nilda Garré übergab am Mittwoch offiziell das Gelände und die Einrichtungen der Escuela de Mecánica de la Armada in der Hauptstadt Buenos Aires an die Organisatoren des Museo de la Memoria. Am Montag war die Schule von den letzten Einrichtungen der Marine geräumt worden.
Die ESMA war eines der größten geheimen Haft- und Folterzentren von den über 500 der letzten Militärdiktatur. Menschrechtsorganisationen schätzen, dass hier von 1976 bis 1983 mehr als 5.000 Menschen gefoltert wurden und später verschwanden. In der Einrichtung wurden auch zahlreiche Neugeborene von den in Gefangenschaft schwangeren Frauen zur Welt gebracht und nach der Geburt illegal zur Adoption weitergegeben.
Auf dem 17 Hektar großen Gelände an der nördlichen Stadtgrenze von Buenos Aires stehen 34 Gebäude. Darin waren neben Militärschulen auch zivile Ausbildungsstätten untergebracht. Zeitweise wurden hier rund 7.000 Menschen unterrichtet. Am 24. März 2004, dem Jahrestag des Putsches, war das Gelände zum ersten Mal für die Öffentlichkeit geöffnet worden. In einer Rede zum Jahrestag entschuldigte sich Präsident Néstor Kirchner bei den Opfern "für 20 Jahre staatliches Schweigen."
1998 hatte der damalige Präsident Carlos Menem vorgeschlagen, die Gebäude abzureißen und an ihrer Stelle eine einzelne argentinische Flagge wehen zu lassen, als Symbol für "Versöhnung" und "nationale Einheit". Das Vorhaben wurden jedoch auf richterliche Anordnung verhindert. Zudem hatte der Richter die ESMA zum "historischen und kulturellen Erbe" Argentiniens erklärt. Néstor Kirchner hatte 2004 die Räumung und die Übergabe an eine Kommission zum Aufbau einer Erinnerungsstätte angeordnet
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