: Militär schießt auf StudentInnen
■ El Salvador: Soldaten schießen in Demonstration / Mindestens zehn Verletzte / KommilitonInnen protestierten wegen Festnahmne eines Kommilitonen / Parallelen zum Massaker von 1980
San Salvador (rv/afp) - Auf dem Campus der Nationalen Universität San Salvadors wurde am Montag abend mit Maschinengewehrsalven eine friedliche Studentenversammlung von Soldaten der 1. Infanteriebrigade aufgelöst. Mindestens zehn StudentInnen, darunter ein Nordamerikaner, wurden verletzt. Die Gesamtzahl der Verhafteten ist zur Zeit noch nicht bekannt. Bei Eintritt der Nacht überwachte das Rote Kreuz den Abzug von etwa 5.000 StudentInnen, die durch die Schießerei auf dem Universitätsgelände eingeschlossen waren. Mit erhobenen Händen mußten sie einzeln hintereinander aus dem Gebäude herauskommen, während das Militär mit vorgehaltener Waffe bereitstand. Wahrscheinlich sind jedoch noch immer StudentInnen auf dem vom Militär umzingelten Campus.
Die friedliche Kundgebung der KommilitonInnen war aus Protest gegen die Festnahme des Studenten Rene Cruz einberufen worden. Cruz war am Tag zuvor von vier schwerbewaffneten Männern verschleppt worden. Seit dem Amtsantritt der ultrarechten Arena-Partei sind mittlerweile elf Studenten verhaftet worden. Das Universitätsgelände wird militärisch belagert.
Der Kommandant der Infanteriebrigade behauptete, die DemonstrantInnen hätten mit den Gewalttätigkeiten begonnen. Der Guerillazusammenschluß „Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti“ (FMLN) beschuldigte dagegen die Soldaten, zwischen ihren eigenen Einheiten einen Schußwechsel vorgetäuscht zu haben, um die Kundgebung der StudentInnen auflösen zu können. Keine der Einheiten des FMLN habe sich in der Nähe der Universität aufgehalten. Der Generalsekretär der Universitätsverwaltung, Mauricio Mejia, machte ebenfalls die Regierung und das Heereskommando für die Schießerei verantwortlich. Das brutale Vorgehen der Militärs erinnert an die von Soldaten verübten Massaker auf dem Universitätsgelände 1980. Damals befand sich unter den Ermordeten auch der Rektor; die Universität wurde für zwei Jahre geschlossen.
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