Mietschuldner und gräfliche Lügen

Manfred Graf von Schwerin will 200.000 Mark in Ziethen investiert haben/ Wo ist das Geld?  ■ Von Siegmund Menzel

Anklam. Repräsentative Tafeln vor dem Haus der Familie Fröhlich aus Ziethen bei Anklam machen auf diverse Dienstleistungen eines Grafen Manfred von Schwerin aufmerksam. Er nennt sich Unternehmensberater, arbeitet für Planungs- und Bildungsgesellschaften und preist sich auch als richtiger Partner für die Werbung an. Und doch trügt offenbar der Schein: „Hier läßt sich keiner mehr beraten. Was auf den Tafeln steht, soll man nicht so ernst nehmen. Manfred war schon als Kind so“, meint Bauer Georg Jäger. Er muß es ja wissen, denn vor 47 Jahren spielten sie zusammen im Park des Schlößchens. 1945 mußte die Familie des Grafen nach Westdeutschland gehen.

Nach der Wende in der DDR kam der Graf wieder nach Ziethen. Im Schlößchen befinden sich heute Kindergarten, Konsum, Bibliothek, Gemeindeverwaltung und Wohnungen. Das Gebäude solle nicht weiter verfallen, wünscht sich der Mann aus Hamburg, der nach eigener Aussage keine Ansprüche mehr auf den früheren Familienbesitz anmeldet. Er sei jedoch für eine andere Nutzung, beispielsweise als Technologiezentrum oder für die Sprachausbildung. Konzeptionen lägen vor, meint der Graf. Überhaupt möchte er helfen, im Osten Probleme zu lösen.

Manfred von Schwerin war anfangs „sehr nett“, hört man nicht nur einmal in dem kleinen Dorf an der B109. Die neuen Kommunalvertreter sollten in Schnackenburg für die künftigen Aufgaben qualifiziert werden. In Ziethen selbst plante der Adlige Umschulungsmaßnahmen. Einigen Leuten aus dem Ort versprach er Arbeit. „Aber nichts passierte“, der ehrenamtliche Bürgermeister Eckhard Moede jedenfalls hat von gräflicher Hoheit „die Nase voll“.

Ursula Gnisch, Finanzbearbeiterin bei der Verwaltungsgemeinschaft Ziethen, erinnert sich an die letzte Weihnachtsfeier im Ort: Der Graf behauptete damals, er hätte für den Supermarkt in Ziethen 200.000 Mark investiert und sei bereit, noch mehr Geld zur Verfügung zu stellen, damit es hier aufwärts geht. Peter Kulpa, der besagte Handelseinrichtung leitet, winkt auf eine entsprechende Frage nur müde ab und erklärt: Keinen Pfennig hat der Graf jemals investiert.

Auf die widersprüchlichen Aussagen angesprochen, besteht Graf von Schwerin darauf, allein für Grundstück und Hallen fast 100.000 Mark ausgegeben zu haben. Aber wo ist das Geld aus all diesen Zusagen geblieben? Schneidet Hoheit auf, oder ist er, wie er sagt, für einige Leute im Dorf unbequem ?

Fest steht, auf kulturelle und wirtschaftliche Aktivitäten in dieser Region kann der Hamburger verweisen. So fand Ende Mai in Karlsburg eine von ihm organisierte Tagung zu den Perspektiven Vorpommerns in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft statt.

Im Bungalow auf dem Ziethener Hof von Rosemarie Fröhlich richtete Manfred Graf von Schwerin sein Büro ein, „kommt mit der Miete jedoch nicht nach“, wie die junge Frau bedauert. Sehr selten sei er im Ort, da er in Neubrandenburg noch ein weiteres Anwesen hat...

Den Bungalow hat er von der ehemaligen Peene-Bau GmbH renovieren lassen. Wie Geschäftsführer Detlev Beyer auf Anfrage informierte, sei die dafür am 14. November 1990 ausgestellte Rechnung über 3.027,16 DM laut jüngstem Kontoauszug auch noch nicht beglichen worden. adn