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Mieten in BerlinWohnungen in der City werden knapp

Senat ignoriere, dass in der Innenstadt Wohnraum vernichtet werde, kritisiert Stadtforscher Gude.

Der Berliner Stadtforscher Sigmar Gude fordert vom Senat, den Innenstadtbereich als angespannten Wohnungsmarkt anzuerkennen. Gerichte könnten dann gegen Neuvermietungen vorgehen, die mehr als 20 Prozent über dem Mietspiegel liegen, sagte der Soziologe in einem Interview am Mittwoch. Zum Innenstadtbereich zählt er Mitte, Kreuzberg, Friedrichshain, Prenzlauer Berg, Nord-Neukölln, Wilmersdorf, Charlottenburg und Schöneberg. Der Wohnraum werde dort immer knapper, weil zum einen zu wenig gebaut werde und zum anderen viele Wohnungen in Gewerbeflächen oder Ferienappartements umgewandelt würden. "Wir brauchen mehr Wohnungen, aber stattdessen gehen uns Wohnungen verloren", sagte Gude.

Der Senat definiere die Innenstadt nicht als angespannten Wohnungsmarkt, da in Berlin angeblich genügend Wohnungen leer stünden, sagte der Soziologe. Diese seien aber oft in schlechtem Zustand und könnten gar nicht vermietet werden. Außerdem kämen viele leere Wohnungen für Mieter aus der Innenstadt nicht infrage: "Man tut so, als sei Berlin eine kleine Gemeinde, wo man genauso gut in Hellersdorf wohnen könnte, um dann irgendwo in Schmargendorf zu arbeiten. Das sind ja Entfernungen, die vergleichbar sind mit dem halben Ruhrgebiet."

In den nächsten Jahren würden die City-Mieten weiterhin schneller steigen als die Einkommen, glaubt Gude. Seit Mitte der 90er-Jahre sei in vielen innerstädtischen Wohngebieten die einkommensschwächere Bevölkerung verdrängt worden. In Gebieten wie im nördlichen Prenzlauer Berg und in Neukölln-Nord sei dieser Prozess derzeit noch in vollem Gange. Mit einem derart krassen Verdrängungsprozess wie in den vergangenen 15 Jahren sei jedoch nicht mehr zu rechnen - dafür gebe es nicht genügend Menschen mit hohen Einkommen. (dpa)

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3 Kommentare

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  • A
    Andreas

    Michel, hoffentlich gehören Sie zu den Schlauen, die nicht so blöd sind, die eigene Kohle in vermietete Immobilien zu stecken - dann gibt es nämlich einen schlechten Vermieter weniger. Lassen Sie ruhig die Finger davon!

     

    Grundrechte wie das Recht auf Wohnraum gehören nicht in die Hände des Marktes, dessen Logik von Wachstum und Profit solche Grundrechte pervertiert.

     

    Städte und Gemeinden brauchen wieder Förderprogramme für sozialen und sozial verträglichen Wohnungsbau, sinnvolle Mietobergrenzen die weder die Eigentümer noch die Mieter benachteiligen, öffentlichen Wohnungsbau und einen angemessenen Anteil an geförderten Wohnungen.

  • M
    Michel

    Wer ist denn heutzutage noch so blöd seine Kohlen in vermietete Immobilien zu stecken ?

     

    Bedankt euch bei den ach so Mieterfreundlichen Richtern, den verschiedenen Mieterschutzbünden und wie sie alle heissen, das Mietrecht in DE ist doch mittlerweile derart pervertiert daß nur noch Idioten die Geld zu verschenken haben irgendwas vermieten.

  • D
    Dominik

    Ich weiß nicht, ob es nicht auch zu einem solch starken Verdrängungsprozess in Nord-Neukölln, insbesondere im Schillerquartier kommen kann, wenn wie geplant 2017 die BuGa tatsächlich auf den Tempelhofer Flughafen kommen sollte. Damit würde das Schillerquartier mit seiner äußerst interessanten Architektonischen Struktur sowie den Neubaugebieten am Rand des Flughafens zu einem Magnet, da dieses Quartier einzigartig in Europa wäre...