Microsoft gibt auf: Yahoo kooperiert mit Google
Microsoft hat seine Versuche beendet, Yahoo zu kaufen. Nun startet Yahoo einen großen Pakt mit Google: Es geht um 800 Millionen Dollar Umsatz - und die Herrschaft über das Geschäft mit Onlinewerbung.
SAN FRANCISCO afp/reuters/taz Yahoo will künftig mit dem Erzrivalen Google bei der Online-Werbung zusammenarbeiten. Zugleich erklärte der Internet-Konzern die Gespräche mit Microsoft über eine vollständige oder zumindest teilweise Übernahme durch den Softwareriesen für endgültig beendet.
Konzernchef Jerry Yang sagte am Donnerstag, er sei der Auffassung, dass sich die Partnerschaft mit Google schneller auszahlen werde als ein Geschäft mit Microsoft. Yahoo will Google-Suchanzeigen auf seiner Seite platzieren. Dadurch könnten jährlich 800 Millionen Dollar an Umsatz erzielt werden, erklärt Yahoo. Yang betonte, der Pakt mit Google schließe keine potenzielle künftige Fusion aus, auch nicht mit dem Microsoft. Yahoo konzentriere sich jedoch nun erst einmal auf sein eigenes Geschäft und die Partnerschaft mit Google.
Damit ist ein fünfmonatiger Fusionspoker über die Übernahme von Yahoo durch Microsoft zuende gegangen. Bei "Gesprächen in den vergangenen Tagen" habe Microsoft sein Angebot zurückgezogen, Yahoo oder Teile von Yahoo zu erwerben, erklärte Yahoo.
Nach Angaben von Yahoo hatten die Microsoft-Unterhändler bei einem Treffen am Sonntag klar gemacht, dass sie nicht länger am Kauf des Gesamtunternehmens interessiert seien. Microsofts Wunsch, die Yahoo-Suchmaschine separat zu kaufen, sei abgelehnt worden. Microsoft hatte im Februar rund 45 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro) für Yahoo geboten. Yahoo lehnte das als zu niedrig ab. Daraufhin zog Microsoft sein Angebot zurück, strebte dann aber zunächst eine "andere Form der Zusammenarbeit" an. Dies ist nun gescheitert.
Kurz nach Bekanntwerden der Nachricht über das Scheitern der Übernahmegespräche stürzte die Yahoo-Aktie um mehr als zwölf Prozent auf etwa 22 Dollar ab. Microsoft hatte zunächst 33 Dollar pro Aktie geboten.
Zwei Stunden später gaben die beiden führenden Online-Suchmaschinen Yahoo und Google bekannt, eine vier- bis zehnjährige Partnerschaft eingehen zu wollen - sie ist auf die USA und Kanada begrenzt. Yahoo darf parallel ähnliche Partnerschaften mit anderen Anbietern eingehen. Sollte Yahoo in den kommenden zwei Jahren verkauft werden, erhält Google eine Viertelmilliarde Dollar.
Zunächst muss die Partnerschaft jedoch kartellrechtlich geprüft werden, daher wollen Yahoo und Google dreieinhalb Monate mit dem offiziellen Start ihrer Zusammenarbeit warten. Kartellrechtliche Bedenken bestehen, da Yahoo und Google mit mehr als 50 Prozent Marktanteil die Großverdiener auf dem weltweiten Online-Werbemarkt sind.
Google-Chef Eric Schmidt erklärte am Donnerstag in kurioser Verdrehung der Situation, die Unternehmensallianz werde dazu beitragen, die Dynamik und der Wettbewerb auf dem Online-Werbemarkt zu wahren. Yahoo hofft, mit der Partnerschaft weitere Vorstöße des US-Milliardärs Carl Icahn zum Verkauf des Unternehmens an Microsoft zu verhindern.
Der Onlinewerbemarkt hatte 2007 ein Volumen von rund 40 Milliarden Dollar und dürfte nach Schätzungen bis 2010 auf 75 Milliarden anwachsen. Bereits heute laufen über beide Suchmaschinen 75 Prozent der Online-Recherchen. Google beherrscht den Online-Werbemarkt, mit Abstand gefolgt von Yahoo und Microsoft.
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