Michelle Obamas Mutter ziehts nach D.C.: Die erste "First Granny" der Welt
Marian Shields Robinson, 71, hat sich entschieden: Michelle Obamas Mutter wird die Obamas nach Washington begleiten und darauf achten, dass ihre Enkelinnen Spaß haben und "geerdet" bleiben.
Sie sitzt auf dem Sofa, elegant und ruhig mit überschlagenen Beinen und hält dem mächtigsten Mann der Welt die Hand: Marian Robinson wird die Erste "First Granny" der Welt sein. Das Foto von Barack Obama und seiner Schwiegermutter während der Wahlnacht hat etwas Rührendes, gerade weil diese Geste der Unterstützung von ihr ebenso unaufgeregt angeboten wird, wie Obama sie entgegennimmt.
Marian Robinson hat bislang nur wenige Interviews gegeben. Der Boston Globe hatte besonderes Glück. Mit ihrer rauen Stimme formt sie knappe Sätze. Darunter: "Das Weiße Haus wirkt auf mich wie ein Museum. Wie schläft man in einem Museum?" Die Vorstellung, Chicago zu verlassen, begeistert sie nicht. Aber sie wird es tun. "Erst bin ich wütend, aber dann tu ich es doch." So charakterisiert sie generell ihr Verhältnis zu Michelle, die sie stolz als starke Persönlichkeit beschreibt. Über ihren Schwiegersohn hat sie sich bislang ausgeschwiegen.
Bis vor wenigen Jahren lief Marian Robinson noch die 50 und die 100 Meter bei den Olympischen Spielen für Senioren in Illinois. Ihren Teilzeitjob als Bankangestellte hat sie erst vorletzten Sommer aufgegeben, seitdem kümmert sie sich um ihre beiden Enkelinnen.
Sie gilt als streng, auch wenn sie selbst findet, dass ihre Tochter sie an Striktheit deutlich übertrifft. Wenig auf Diplomatie bedacht, kommentiert sie: "Sie behandelt sie, ich weiß auch nicht, wie kleine Soldaten." Auf die Frage, worauf sie bei Obama und Michelle am meisten stolz ist, antwortet sie aber: "Dass sie wirklich gute Eltern sind."
Robinson hat nie ein College besucht, was sie bis heute bedauert. Sie heiratete Fraser Robinson, der bei der örtlichen Feuerwehr tätig war, und arbeitete verschiedentlich als Sekretärin. Ihr Mann erhielt mit dreißig Jahren eine schreckliche Diagnose: Multiple Sklerose. Er starb 1990, ein Jahr bevor Michelle und Obama heirateten, mit 50. Gelegentlich war das Geld so knapp, dass die Familie seine Medikamente nicht bezahlen konnte.
In der Familieninszenierung der Obamas wurde bislang relativ offen benannt, welche Risiken eine Präsidentschaftskarriere birgt. Nicht zuletzt für die Kinder. Der Großmutter als Schutzschild kommt so eine besondere Rolle zu. Was immer sich hinter den Kulissen abspielen mag, den Respekt, den Michelle und Barack Obama Marian Robinson öffentlich zollen, setzt ein wichtiges Signal. Die neue Familie im Weißen Haus konterkariert den Mythos von der stets unerträglichen Schwiegermutter und entzieht dem Boulevard damit einen beliebten Schenkelklopfer. Bei den fleißigen Obamas ist die Reformierung der Welt nämlich ein Projekt, für das die ganze Familie arbeitet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich