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Mesut Özil über Freude am Fußball"Zidane ist mein Vorbild"

Mesut Özil spricht im Interview über Traumfußballer und Bolzen in Geselnkirchen, Singen mit Jan Delay und Gelassenheit vor dem Spiel gegen Ghana.

Selbstsicher vor dem Spiel gegen Ghana: "Wir werden gewinnen". Bild: ap
Interview von Markus Völker

taz: Sie sind gerade 21, aber Sie wirken schon so abgeklärt. Empfinden Sie vorm Spiel gegen Ghana überhaupt Druck?

Mesut Özil: Ach nein, wenn ich auf dem Platz stehe, empfinde ich Spielfreude. Ich bin so ein Typ: Wenn ich den Ball sehe, freue ich mich auf Fußball. Wenn der Schiedsrichter pfeift, konzentriere ich mich nur aufs Spiel.

Das klingt sehr einfach?

Das geht, weil die Mannschaft mich unterstützt. Sie geben mir alle Vertrauen und so kann ich befreiter aufspielen. Natürlich will ich durch gute Pässe und gute Vorlagen glänzen, aber das Ziel ist, dass wir als Mannschaft gegen Ghana gewinnen.

Hat Sie der Hype um Ihre Person überrascht?

Ich versuche, mir darüber keine Gedanken zu machen. Ich will ein gutes Turnier spielen. Und morgen haben wir ein Endspiel gegen Ghana.

Haben Sie ein bisschen Fracksausen, wenn Sie an die Ghanaer denken?

Natürlich nicht. Wir wissen doch, welches Potenzial wir haben. Wenn wir spielen, was wir können, werden wir Ghana schlagen.

Als Ihre größten Stärke gelten die Ballbehauptung unter Druck und die Torvorlagen. Aber was ist mit dem Toreschießen?

Beim Turnier war ich bisher nur für Torvorlagen zuständig. Mit den Torabschlüssen hat es in den ersten beiden Spielen leider nicht so gut geklappt. Darauf konzentriere ich mich jetzt umso mehr.

Kritiker werfen Ihnen vor, Sie würden untertauchen, wenn das Team unter Druck gerät.

Nein, auch wenn ich unter Druck stehe, stimmt meine Leistung. Egal, ob Kritik oder Hype, ich arbeite immer dafür, so perfekt wie möglich zu spielen. Und wenn mich mal einer extrem deckt, dann interessiert mich das nicht. Ich habe vor niemandem Angst.

Neuerdings auch nicht davor, als Sänger in Erscheinung zu treten?

Ja, wir haben mit Jan Delay einen Song aufgenommen. Er ist auch ein cooler Typ. Der Song heißt "Larger". Ich habe so drei, vier Sätze gesagt, die er gereimt hat. Auf Deutsch. Das war mein Part: "Mein Kapitän sagt zu mir, du Hosenscheißer, ich sag ihm, im Gegensatz zu dir bin ich Europameister. Ich bin jung geboren in den Achtzigern, und ich hole den Pokal in Südafrika." Das war mein Text. In Zukunft werde ich aber eher nicht mehr viel mit dem Musikbusiness zu tun haben, denn die Stimme habe ich nicht. Und außerdem zählt für mich nur Fußball.

Sie tragen die Nummer acht, spielen aber als Zehner im offensiven Mittelfeld. Dieser Spieler muss kreativ sein und die Strippen ziehen.

Ja, ich kriege viele Bälle und muss dann damit was anfangen. Aber die Kollegen haben Vertrauen, dass ich auf dem Platz viel bewegen kann. Wir haben Spaß miteinander, unterstützen uns zu 100 Prozent. Auch mein Berater und mein Vater sagen: Kopf hoch, wir glauben an euch. Ich bin sogar der Meinung, dass ich mich noch steigern kann in den kommenden Spielen.

Was passiert, wenn die junge Mannschaft schon in der Vorrunde ausscheiden würde? Wäre dann die junge Generation der Özils, Marins und Boatengs verloren?

Noch einmal: Ich bin davon überzeugt, dass wir weiterkommen. Alles andere wäre eine bittere, bittere Enttäuschung. Wir denken positiv, wir werden das schaffen. Wir müssen in den Abschlüssen einfach effektiver sein, dann werden wir auch gegen Ghana wieder viele Tore schießen.

Der Bundestrainer, wie wirkt er vor dem alles entscheidenden Spiel?

Gelassen. Er weiß, wie er uns motivieren kann. Er redet viel. Er ist ein Supertrainer - auch für mich. Er wird das schon machen.

Wo haben Sie das gewitzte Spiel eigentlich gelernt?

Am meisten habe ich auf dem Bolzplatz in Gelsenkirchen-Bismarck gelernt, als ich zusammen mit den Freunden von meinem älteren Bruder gespielt habe. Die waren wirklich vier, fünf Jahre älter als ich, die waren riesig und ich war klein. Das war eine Wahnsinnsherausforderung für mich, sich gegen diese Typen durchzusetzen.

Zinedine Zidane gilt als Ihr Held, richtig?

Ja, 1998 hat er zwei Kopfballtore gegen Brasilien gemacht, seitdem träume ich davon, auch mal bei einer WM zu spielen. Das ist ja das größte Ereignis für einen Fußballer. Für mich war Zidane der perfekte Spieler: kopfballstark, defensivstark, mit einer Ruhe am Ball und natürlich eiskalt in den Abschlüssen. Ich habe ihn sehr bewundert. Wenn ich ein paar Tricks von ihm gesehen habe im Fernsehen, dann habe ich die unten im Hof gleich nachgemacht. Hat auch meistens geklappt.

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