: Merkel über Sekten besorgt
Osnabrück. Bundesjugendministerin Angela Merkel (CDU) ist darüber besorgt, daß die Sekten seit dem Fall der Mauer ihre Chancen in der Ex- DDR sehen. Das sei besonders kritisch, weil die Jugendämter dort noch im Aufbau seien. Als Gründe für die Ausbreitung der Sekten im Osten nannte Frau Merkel die religiöse Unerfahrenheit der atheistisch erzogenen Jugendlichen und die Verunsicherung durch den Umbruch.
Das Weltbild der Sekten sei genau so einfach wie das des Kommunismus und Sozialismus. Diese „simplen Strukturen“ seien die Jugendlichen in den neuen Bundesländern gewöhnt gewesen, und jetzt böten ihnen die Sekten eine neue einfache Ideologie, an die sie sich klammern könnten. Mehr noch als im Westen fehle sozusagen die Sicherung gegen derartige obskure Religionsgemeinschaften, die meist die Persönlichkeit ihrer Mitglieder deformierten, sie verblendeten und auch noch ökonomisch ausbeuteten. Man müsse deshalb die neuen Bundesbürger „fitmachen“ für den Umgang mit den Gefahren der Freiheit, meinte die Jugendministerin. Sie wolle die Mitarbeiter der Jugendämter, Lehrer, Schüler und Polizisten in Sektenfragen ausbilden lassen. An die ostdeutschen Bürger appellierte die CDU-Politikerin, äußerst kritisch gegenüber allen Annäherungsversuchen von pseudoreligiösen Gruppen zu sein und auf typische Verhaltensänderungen bei Freunden, Mitschülern und Kindern zu achten. ap
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