: Mercedes-Südafrika mit neuem Image
Konzern unterzeichnet mit Metallergewerkschaft NUMSA Abkommen unter Einbeziehung des 14-Punkte-Programms der IGM: Streikrecht, Recht auf Streikposten und Schutz vor Entlassungen ■ Aus Johannesburg Hans Brandt
Die Daimler-Tochter Mercedes Benz of South Africa (MBSA) hat am Montag mit der südafrikanischen Metallergewerkschaft NUMSA ein Betriebstarifabkommen unterzeichnet. Es beinhaltet die 14 Mindestforderungen, die die IGMetall letztes Jahr für deutsche Unternehmen in Südafrika vorgeschlagen hatte. Das Abkommen ist die erste von NUMSA unterstützte Aufnahme der Mindeststandards in einen Vertrag. NUMSA-Sprecher Les Kettledas sagte, daß Arbeitsbeziehungen bei MBSA durch Anwendung des Abkommens entscheidend verbessert werden sollten.
Der 14-Punkte-Plan der IGMetall untersagt die Anwendung diskriminierender südafrikanischer Arbeitsgesetzgebung und verpflichtet das Unternehmen dazu, Apartheidgesetze nicht zur Gewinnmaximierung auszunutzen. Den Arbeitern wird ein unbefristetes Streikrecht und das Recht zum Einsatz von Streikposten eingeräumt. Außerdem soll Streiken kein Kündigungsgrund mehr sein.
MBSA hatte bisher einen besonders schlechten Ruf im Umgang mit seinen schwarzen Arbeitern. Bis Ende letzten Jahres kam es zu mehr als einem Dutzend Streiks und Entlassungen im Mercedes-Werk in der Hafenstadt East London. Nachdem die Stuttgarter Daimler-Zentrale international unter erheblichen Druck gekommen war, wurde Anfang April der bisherige MBSA -Vorsitzende Sepp van Hüllen ausgewechselt. Sein Nachfolger, der 41jährige Christoph Köpke, bemüht sich seitdem, die Beziehungen zur Belegschaft zu verbessern. „Bevölkerungsgruppen, die politisch keine Stimme haben, werden die Gewerkschaften nutzen, bis ihnen politische Rechte gegeben werden“, meinte er. Kettledas, der an den Verhandlungen mit MBSA beteiligt war: „Wir hoffen, daß sich die Einstellung des Unternehmens im Umgang mit seinen Arbeitnehmern nun ändern wird.“
Eine IG-Metall-Delegation hatte schon im März angekündigt, daß die 14 Mindestforderungen von BMW, Daimler und VW in Südafrika akzeptiert worden seien. Tatsächlich kam diese Ankündigung zu früh. Lediglich bei BMW war der Plan unterzeichnet worden, allerdings nur von Betriebsräten. Bei VW und bei Siemens wird noch verhandelt.
Die Mindeststandards waren in der Gewerkschaft lange umstritten. Einige NUMSA-Vertreter fürchteten, daß ihre vertragliche Bindung an die Standards Forderungen nach Sanktionen und Rückzug ausländischer Konzerne untergräbt. Kettledas: „Unsere Einstellung zu Desinvestment und Sanktionen ändert sich dadurch nicht. Das hat damit nichts zu tun.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen