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Menschenrechtsverletzungen im Kosovo

■ „amnesty international“ legt Bericht vor / Serben blockieren UN-Konvoi nach Nordbosnien / UNO nimmt Evakuierung von Verletzten aus Sarajevo wieder auf

Zagreb (dpa/AP) – Über fortlaufende schwere Übergriffe der serbischen Polizei gegen die albanische Bevölkerung im jugoslawischen Kosovo berichtet „amnesty international“. „Die Situation verschärft sich“, betont die internationale Menschenrechtsorganisation in einem heute veröffentlichten Bericht. Täglich erhalte amnesty Berichte über Mißhandlungen. Die von der internationalen Staatengemeinschaft gebildete Überwachungsmission der KSZE sei von der serbischen Regierung im Juli geschlossen worden, amnesty selbst sei eine Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen im Kosovo verweigert worden.

Besuche von Menschenrechtsmissionen bezahlten die Menschen im Kosovo mit „weiteren Gewaltakten“, heißt es in dem amnesty- Bericht. So seien Kosovoalbaner, die mit der KSZE-Mission in Kontakt traten, verhaftet und mißhandelt worden. „Die Polizisten sind sich ihrer Straffreiheit so sicher, daß sie Menschen auf Polizeistationen oder sogar auf der Straße schlagen.“ Nur in einem Fall sei eine Untersuchung gegen einen Polizeibeamten eröffnet worden. Eine „gefährliche Mischung aus ethnischen Konflikten, Wut und den seit Jahren verheimlichten Mißbräuchen gärt im Kosovo“, warnt amnesty. Die Regierung Jugoslawiens und die internationale Staatengemeinschaft müßten sofort handeln, um einen offenen Konflikt zu verhindern.

Auch am Montag haben serbische Truppen ihre Angriffe gegen das seit Monaten umkämpfte Städtedreieck Maglaj, Tesanj und Doboj im Norden Bosniens fortgesetzt. In der Stadtmitte von Maglaj wurden eine Mutter und ihre Tochter durch serbische Granaten schwer verwundet, berichtete der bosnische Rundfunk. Aus Doboj meldeten muslimische Militärs eine Umgruppierung serbischer Truppen. „Dies sind eindeutig Vorbereitungen auf neue, schwere Angriffe“, hieß es.

Zwei Konvois der UNO mit Hilfsgütern für das belagerte Städtedreieck haben gestern erneut versucht, von den Serben die Erlaubnis zur Weiterfahrt zu erlangen. Trotz zugesagter freier Fahrt werden die Lastwagen im serbisch kontrollierten Banja Luka ohne Begründung festgehalten. Die Lastwagen hatten Medikamente und Lebensmittel geladen, mit denen die rund 120.000 Menschen in Maglaj und Tesanj erstmals seit über drei Monaten auf dem Landweg versorgt werden sollten. Schwere Kämpfe gab es nach mehreren „Ruhetagen“ auch zwischen muslimischen und kroatischen Truppen bei den zentralbosnischen Städten Vitez und Novi Travnik. Ruhe herrschte dagegen in Kroatien. Präsident Tudjman erklärte, daß Zagreb nun bis November abwarten wolle, ob die UN- Blauhelme den Friedensplan in den serbisch besetzten Gebieten umsetzen werden.

Das UNO-Flüchtlingshilfswerk will die am Freitag ausgesetzte Evakuierung Verwundeter aus Sarajevo wieder aufnehmen. Der Weg dazu wurde frei, nachdem sich die bosnische Regierung und die Serben über umstrittene Evakuierungsfälle geeinigt hatten. So konnte am Sonntag der schwerverwundete ehemalige Chef der bosnischen Militärpolizei, den die Serben als Kriegsverbrecher ansehen, ausgeflogen werden. Im „Austausch“ wurden drei Serben zur Behandlung nach Belgrad gebracht.

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