: Menschen unter Generalverdacht
betr.: „Mit T-Shirts in die Terrorfalle“, taz vom 20. 11. 07
Leider vermischt der Artikel drei Themen: 1. Ist die Unterstützung eines bewaffneten Widerstandes (nennen wir es mal so) in Lateinamerika, Afrika oder Asien legitim? 2. Ist die Kriminalisierung dieser UnterstützerInnen in Europa legal? 3. Wer hat welches Interesse?
Am Beispiel Kolumbien: Ich bin als Europäerin vor kurzem im Land auf die dänische T-Shirt-Kampagne angesprochen worden, weil man darüber entsetzt ist und es als Beweis dafür nimmt, dass auch den Europäern nicht zu trauen ist. Wem nützt das? Denjenigen, die alles dafür tun, dass die Zivilgesellschaft in Kolumbien keine Chance hat und denjenigen, die immer einen Entweder-oder-Standpunkt in jeglicher Diskussion verlangen.
In Kolumbien wächst die Einsicht, dass die bewaffnete Auseinandersetzung (der auf dem Land grassierende Krieg) von niemandem zu gewinnen ist und Leid und Armut verschärft. Viele europäische Organisationen wie Brot für die Welt oder Peace-Brigaden International unterstützen den zivilen Sektor (unter anderem MenschenrechtsanwältInnen, das Jugendnetzwerk Red Juvenil). Ihren Bemühungen wird die T-Shirt-Kampagne entgegengehalten. Auch Kolumbianer, die nichts mit Drogen, Korruption, Guerilla oder Paramilitärs zu tun haben, verweisen enttäuscht auf die T-Shirt-Kampagne, weil man nicht der Sündenbock für amerikanische oder europäische Probleme sein will.
Lohnt sich das alles für 3.200 Euro Verkaufserlös? Mit den Auswirkungen der Antiterrorgesetze kommt ein Problem zurück nach Europa. Sie nützen wohl kaum was, stellen aber immer mehr Menschen unter Generalverdacht.
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