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Archiv-Artikel

katrin weber-klüver Menschen dabei zugucken, wie sie das machen, was man selbst macht

Wer nichts wird, wird Wirt – oder geht zu RTL. Stimmt natürlich nicht. Obwohl zum Beispiel Uli Potofski, berühmt geworden durch die erste private Bundesligaübertragung in den 80er-Jahren auf RTL, wirklich erst Koch, also fast Wirt, lernte, bevor er zum Fernsehen kam. Potofski gibt es noch, aber eher am Rande.

Für die WM-Präsentation setzt RTL auf aktuelle Promis: Unter anderen Rudi Völler, Eva Padberg, Tim Mälzer. Betreut werden Manager, Model und Koch vom RTL-Kerner Günther Jauch. Der auch durchs überschwappend volle Sonntagsprogramm navigieren muss. Denn RTL zeigt nur sonntags Spiele – zum Auftakt ihrer drei – überträgt aber auch noch Formel 1 und jagt deshalb von einem Countdown zur nächsten Highlightsendung. Überraschenderweise passen die realen Sportereignisse noch in voller Länge dazwischen. Laut Plan zumindest. RTL hat auch Olaf Thon. Olaf Thon wollte schon einiges, seit er nicht mehr Fußball spielt. Mangels Kochlehre brachte er sich als Trainer und fürs Management bei Schalke 04 ins Gespräch. Kam aber nur in den Aufsichtsrat.

Dabei sind Schalker eigentlich für komische Käuze mit Hang zu Eitelkeiten immer zu haben. Jedenfalls ist Olaf Thon jetzt RTL-WM-Experte, was die schöne Aufgabe einschließt, Stimmung und Lage draußen im Land einzufangen. Und was soll man sagen: Er schafft es zwar, sich in eineinhalb Minuten ungefähr dreimal zu widersprechen, das aber so flüssig und mit derart vorbildlicher Haltung des Mikrofons, dass er im Heer der TV-Plaudertaschen locker besteht. Vielleicht stattet er nächstes Mal dem RTL-eigenen WM-Big-Brother einen Besuch ab. Bei dieser „Heimspiel-WG“ soll man Menschen dabei zugucken, wie sie das machen, was man selbst macht, nämlich WM gucken. Vergleichsweise machen sich Kochsendungen da spannend aus. Die tägliche WG-Show läuft nach null Uhr. Wer nichts wird, wird Nacht-WG bei RTL.