: Meine Nato? Deine Nato? –betr.: „Die Rambouillet-Lüge: Was wußte Joschka Fischer?“ u. a., taz vom 12. 4. 99
Es ist schon ein starkes Stück, daß die verteidigungspolitische Sprecherin der Ü-Partei, Angelika Beer, erst am 19. Tag des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs der Nato an die Öffentlichkeit tritt, weil sie den Kosovo-Krieg nun nicht mehr will. [...]
Was sagt uns diese Meldung? Waren die 38 Jasager der Ü-Fraktion vor der Abstimmung über Krieg und Frieden über den Vertrag von Rambouillet vorsätzlich nicht ausreichend informiert worden? Wußten gar alle 553 zustimmenden Bundestagsabgeordneten nur die halbe Wahrheit? Haben sich lediglich acht Abgeordnete auch mit dem Kleingedruckten des Vertragswerks auseinandergesetzt und deshalb dem Kriegseinsatz nicht zugestimmt? Haderten wirklich nur zehn VolksvertreterInnen mit sich, ob die Beteiligung der Bundeswehr am Nato-Bombardement wirklich der richtige Weg sei, den Kosovo-Konflikt zu lösen? Wie auch immer.
Von Bundestagsabgeordneten erwarte ich, daß sie wissen, worüber sie abstimmen, und zwar vorher. Schließlich ging es am 22. Februar 1999 nicht um die eigenmächtige Erhöhung der Abgeordnetendiäten, sondern um einen selbstmandatierten Kriegseinsatz der Nato mit der Option auf den dritten Weltkrieg! Irene Maria Sturm, Stadträtin, parteilos, Schwandorf
betr.: dito, „Wann ist der Mensch entbehrlich“ (Ralf Sotscheck), taz vom 12. 4. 99
Es ist erfreulich, daß endlich die Voraussetzung der Eskalation im Kosovo diskutiert wird. Der Vertrag von Rambouillet war nie eine verhandelbare Grundlage, er war ein Diktat. Jedem Beteiligten war klar, daß Jugoslawien dem nicht zustimmen konnte. Es war der benötigte Anlaß, den die Nato brauchte, um einen Angriffskrieg gegen einen souveränen Staat zu führen. Dies führte zu einer Eskalation im Kosovo, die mit dem Zustand vor dem Krieg überhaupt keinem Vergleich standhält. Aus humanitären Gründen? Das Leid, das über ganz Jugoslawien einschließlich Kosovo durch den Nato-Einsatz hereingebrochen ist, ist unbeschreiblich.
Und den Inquisitoren der wahren Lehre sei gesagt: Auch serbische Kinder zerplatzen unter Bombenhagel, verlieren ihre Väter in „ausgeknipsten Panzern“ (Militärjargon).
Ralf Sotscheck hat uns noch mal an die Politik der USA in der Vergangenheit erinnert. Lassen wir uns nicht weiter zu deren Erfüllungsgehilfen machen. Karl Rohn, Asendorf
Meine Nato? Deine Nato? Ralf Sotscheck unterstellt, daß die 19 anderen Länder keinen politischen Einfluß auf die Nato haben. Wieso bomben denn nun die Franzosen mit? Ist das nur verletzte Eitelkeit, weil in ihrem Rambouillet kein tragfähiger Vertrag zustande kam?
Ich bin zur Zeit in den USA, und das Interesse und die Begeisterung für den Krieg halten sich in Grenzen. Was für ein unmittelbares nationales Interesse haben die USA denn im Kosovo? Da gibt es kein Öl.
Das ist ein europäischer Krieg, und gäbe es nicht die Nato, die USA wären kaum darin verwickelt. Ginge es Europa dann besser? Würden wir – mal wieder – einfach nur zuschauen, wenn Unschuldige abgeschlachtet werden? [Tun „wir“ das jetzt nicht immer noch? d.sin] Wie damals in Ruanda, diesem wunderbar exotischen Land, das uns so schön das Gruseln lehren konnte, wenn wir uns abends die Tagesschau ansahen.
Zu versuchen, zivile Verhältnisse in ganz Europa zu schaffen, liegt hingegen wohl eindeutig in Deutschlands nationalem Interesse (auch wenn das ein wirklich unschönes Wort ist). Henning Dekant, Rochester N.Y., USA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen