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Mehrteilige Strategie

■ Differenzen über Wege zur Überwindung der Apartheid zwischen ANC–Vertretern und weißen Südafrikanern in Dakar

Dakar (afp) - Die Gewaltfrage sowie mögliche Strategien zur Überwindung des Systems der Rassentrennung in Südafrika standen am Freitag im Mittelpunkt der Gespräche zwischen liberalen weißen Südafrikanern und Mitgliedern der illegalen Widerstandsbewegung Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) in Dakar. „Wir reden über das Problem der Machtübergabe von der weißen Minderheit an alle Südafrikaner“, betonte ein ANC–Delegierter. Die Debatte, ob „Apartheid überhaupt noch zu reformieren“ sei, stehe „nicht mehr auf der Tagesordnung“, fuhr er fort. Wie aus Konferenzkreisen verlautete, haben sich beide Seiten auf das Projekt einer „mehrteiligen Strategie“ geeinigt. Einzelheiten wurden nicht genannt. Wenn beide Seiten auch über das Ziel einer „demokratischen und nicht–rassischen Gesellschaft“ am Kap übereinstimmen, so gehen die Meinungen doch hinsichtlich der Wege dorthin auseinander. Der ANC, der Beweise dafür zu haben glaubt, im Lande eine breite Gefolgschaft hinter sich zu haben, vertritt die Auffassung, daß sich jeder Wandel in Südafrika unter seiner Führung vollziehen müßte. Auf der anderen Seite warfen mehrere Mitglieder der Delegation dem ANC vor, dieser werfe einige Liberale pauschal mit der Regierung in einen Topf, nur weil sie mit der einen oder anderen Strategie des ANC nicht einverstanden seien. Vor allem diejenigen, die Wirtschaftssanktionen gegen das Land ablehnten, würden vom ANC nicht akzeptiert. Am Donnerstag hatte der Wortführer der weißen Delegation und ehemalige Chef der linksliberalen südafrikanischen Progressiven Fortschrittspartei (PFP), Frederik van Zyl Slabbert, dem ANC eine „entscheidende Rolle“ beim Kampf gegen die Apartheid zugewiesen. Es gebe „keine Lösung“ für das Land, ohne daß dieser integriert wäre. Man habe jedoch „keinen Verhandlungsauftrag“, vielmehr gelte es, „den Mantel der Ignoranz“ zu lüften und Vorurteile über den ANC aus der Welt zu räumen. Slabbert leitet gegenwärtig das südafrikanische „Institut für eine Demokratische Alternative in Südafrika“ (IDASA), auf dessen maßgebliche Initiative die Begegnung in Dakar zustande gekommen ist.

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