Mehr Schutz für Kinder: Das Blatt hat sich gewendet
Thailand ist inzwischen zu einem für Kinderschänder riskanten Reiseziel geworden, dank der Aufwertung der Arbeit von NGOs vor Ort und neuen Gesetzen wie dem Prostitutionsgesetz, das Jugendliche bis zu 18 Jahren besonders schützt
Vorabdruck aus dem Sympathie-Magazin "Kinderrechte verstehen". Es ist ab 15. Januar 2008 erhältlich. Die Sympathie-Magazine werden vom Studienkreis Tourismus und Entwicklung in Starnberg herausgegeben. "Kinderrechte verstehen" wurde im Rahmen des Konventionsvorhabens "Schutz von Minderjährigen vor sexueller Ausbeutung" gefördert von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH - im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Das Einzelexemplar kann für 3,60 Euro per Lastschrift (www.sympathiemagazin.de) oder gegen Voreinsendung eines Verrechnungsschecks beim Studienkreis für Tourismus und Entwicklung (Kapellenweg 3, 82541 Ammerland) bezogen werden.
Unter Sextouristen und Pädophilen galt Thailand lange als "Paradies". Doch inzwischen arbeiten staatliche und nichtstaatliche Organisationen Hand in Hand, um den Missbrauch und die Ausbeutung von Kindern einzudämmen. Eine besonders wirkungsvolle Organisation heißt Face (Coalition to Fight Against Child Exploitation). Als nichtstaatliche "Koalition zur Bekämpfung der Ausbeutung von Kindern" hat sie direkten Zugang zum Kabinettschef des thailändischen Premierministers und als Folge davon die ungeteilte Aufmerksamkeit und Kooperationsbereitschaft von Staatsanwälten und Polizeibehörden. Face überwacht die staatlichen Organe bei ihrem Vorgehen. Das garantiere, so Generalsekretärin Sudarat Sereewat, dass sich auch ausländische Täter nicht länger einem Verfahren entziehen können - etwa durch Bestechung mit harten Devisen. "Sobald wir Nachrichten über einen verhafteten Ausländer bekommen, der wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern beschuldigt wird, werden wir aktiv." Im Vordergrund stehe dabei die Betreuung und Begleitung des Kindes. Face wacht darüber, dass der Fall den vorgeschriebenen gesetzlichen Weg geht. "Wir achten darauf, dass während des gesamten Verfahrens keine Korruption vorkommen kann", berichtet Sudarat Sereewat.
Die besondere Rolle von Face ist möglich geworden, weil Thailand vor Jahren schon seine Gesetze entsprechend geändert hat und den missbrauchten oder ausgebeuteten Kindern den Status von Opfern einräumt. So steht Geld dafür bereit, dass ein Face-Vertreter mit dem Kind in das Heimatland des Beklagten reisen kann, damit es dort vor Gericht als Zeuge aussagen kann. Wanchai Roujanavong, Abteilungsdirektor im thailändischen Justizministerium, zählt auf, welche neuen Gesetze unterdessen bei der Strafverfolgung von pädophilen Tätern zur Anwendung kommen: "Erstens haben wir das Prostitutionsgesetz, das Kinder bis 18 Jahre besonders schützt. Zweitens gibt es jetzt ein Verschleppungsgesetz, das nicht nur jene bestraft, die diesen Menschenhandel betreiben, sondern auch jene, die von der Ausbeutung von Kindern profitieren - einschließlich ihrer Kunden! Und außerdem haben wir ein neues, kinderfreundliches Verfahren eingeführt, das garantiert, dass die Kinder nicht länger allein von der Polizei befragt werden dürfen, sondern dass ein Sozialarbeiter oder ein Psychologe anwesend ist. Ferner muss ein Staatsanwalt hinzugezogen werden, zusammen mit einer Vertrauensperson des Kindes. Und schließlich, damit das Opfer dem Täter nicht noch einmal begegnen muss: Die Zeugenaussage des Kindes wird grundsätzlich nur auf Video aufgenommen und später dann bei Gericht eingesetzt." Thailand ist damit zu einem für potenzielle Täter durchaus riskanten Reiseziel geworden, auch wenn das bislang im Ausland kaum wahrgenommen worden ist. Die Angst, dass ein unnachgiebiges Vorgehen gegen Ausländer negative Folgen für das Image des Landes und für den wirtschaftlich so wichtigen Tourismus haben könne, hat sich nach Meinung von Wanchai Roujanavong längst gelegt.
Wie sehr sich das Blatt gewendet hat, zeigt sich auch in den thailändischen Medien. Während in der Vergangenheit ein Fall von Kindesmissbrauch bzw. sexueller Ausbeutung von den Zeitungen praktisch nicht aufgegriffen wurde, steht er heutzutage auf den Titelseiten - manchmal über Wochen. Viele Menschen in Thailand verfolgen inzwischen dieses Thema mit großer Wachsamkeit und melden verdächtige Beobachtungen an die Polizei und noch häufiger an Nichtregierungsorganisationen, denen sie vertrauen.
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