■ Mehr Lokführer: Zu den Ursachen der Explosion in Herborn
Mehr Lokführer Die Katastrophe von Herborn mit technischen Mängeln oder menschlichem Versagen erklären zu wollen, ist bewußte Irreführung und nichts anderes als eine Beruhigungspille für die Öffentlichkeit. Die wirkliche Ursache für das Unglück ist der sich ständig ausweitende LKW–Verkehr auf der Straße. Statt die gehätschelten „Brummis“ von den Straßen möglichst zu verbannen - wenn sie gefährliche Güter transportieren allemal - werden immer mehr Transporte, um Geld und Zeit zu sparen, zu Lasten der Sicherheit auf die Straße verlagert. Schon die Berufsbezeichnung „Fern–Fahrer“ weist auf das Problem. Es dürfte eigentlich im Güterfernverkehr nur noch „Nah–Fahrer“ geben. Auch ohne Katastrophe ist der Güterverkehr auf der Bahn umweltfreundlicher und sicherer. In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis Schiene/Straße im Gefahrguttransport von 2:1 (1980) auf 1:1 (1985) drastisch verschlechtert. Schuld daran ist nicht zuletzt die Bundesbahn selber. Verliebt in Hochgeschwindigkeitszüge für den Personenverkehr und ins Intercity–Netz, ist das Bundesunternehmen durch Streckenstillegungen immer weniger dazu in der Lage, den Güterverkehr flächendeckend zu übernehmen. Die ohne Not aus scheinbaren Rentabilitätsgründen ins Bahnnetz gerissenen Lücken werden immer größer. Verantwortlich dafür und damit auch für die Katastrophe von Herborn sind die Bundesverkehrsminister nach Georg Leber. Sozialliberale wie Christdemokraten. Und der zuständigen Gewerkschaft ÖTV fällt nichts anderes ein als Fernfahrerlobbyismus: Sie beklagt die Arbeitsbedingungen der Fahrer und fordert verbesserte Bremssysteme statt mehr Lokomotivführer. Max Thomas Mehr
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