Meester in de rechten: Jura in Groningen
■ Die lange geplante Hanse Law School nimmt im Oktober ihren Betrieb auf
Die Hanse Law School, dahinter verbirgt sich nicht etwa noch eine weitere Bremer Hochschule, sondern ein neuer Studiengang, der im nächsten Semester an der Uni Bremen und der Oldenburger Carl von Ossietzky Universität gleichzeitig an den Start gehen wird.
Die beiden deutschen Unis kooperieren dabei nicht nur miteinander, sondern auch mit der Rijksuniversiteit Groningen. Insgesamt 50 Studierende – 25 in Groningen sowie 25 in Bremen und Oldenburg – studieren dann Jura in einer neuen Form: Sie werden sich gleichzeitig mit zwei Rechtssystemen, dem niederländischen und dem deutschen, vertraut machen, „Nicht einfach nebeneinander, sondern integriert“, sagt einer der Begründer des Projekts, der Groninger Professor Damiaan Meuwissen.
Die angehenden JuristInnen lernen auf Deutsch, Holländisch und Englisch. Die Dozenten kommen aus beiden Ländern und sollen „team teaching“ betreiben, also zu zweit in einem Seminar unterrichten. Zum Stoff gehört außerdem ein Teil britisches Common Law, das oft als internationales Vertragsrecht angewendet werde, sagt Meuwissen. Ein Teil des Studiums wird in Groningen absolviert, Praktika in internationalen Organisationen, Behörden oder Wirtschaftsverbänden sollen das Studium begleiten.
Nach sechs Semestern haben die Studierenden mit dem „Bachelor of Comparative and European Law“ und nach zwei weiteren Semestern mit dem „Master of Comparative and European Law“ Abschlüsse, die nicht nur in Deutschland, sondern eben auch in den Niederlanden anerkannt sind. Bei entsprechender Fächerkombination bescheinigen die drei Unis auch deutschen Studierenden den niederländischen „meester in de rechten“, der die Zulassung zum Anwalt in Holland ermöglicht. Und dank einer EU-Regelung, nach der sich niederländische Advokaten in Deutschland niederlassen dürfen, könnten so deutsche JuristInnen ohne Staatsexamen und juristisches Referendariat, aber mit niederländischem Abschluss, eine Kanzlei eröffnen.
Neben dem Anwaltsdasein als Berufsperspektive will die Hanse Law School vor allem Wege in internationale Behörden, in Lehre und Forschung oder auch in international arbeitende Wirtschaftsunternehmen und -verbände ebnen.
Die Idee für den gemeinsamen Studiengang hatte Damiaan Meuwissen in Kanada: Er nahm an einer juristischen Vorlesung in Ottawa teil. Es unterrichteten zwei Dozenten in dieser einen Veranstaltung auf Englisch und Französisch die unterschiedlichen Rechtstraditionen. „Das brauchen wir in Europa auch“, war sein Gedanke. Und so brachte er die Idee mit in die Niederlande. Im Rahmen einer voranschreitenden Europäisierung scheint das althergebrachte deutsche Jura-Studium, in dem vor allem nationales Recht auswendig gelernt wird, nicht mehr zeitgemäß: Dagmar Schiek, Professorin für europäisches Wirtschaftsrecht an der Uni Oldenburg, erläutert die anderen Lern- und Prüfungstechniken im neuen Studiengang. So könnte eine Aufgabe für Studierende der Hanse Law School darin bestehen, einen Vertrag zu entwerfen, der deutsches und niederländisches Recht berücksichtigt.
ube
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