piwik no script img

Archiv-Artikel

Medienticker

Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) hat gegen neun Unternehmen ein Prüfverfahren wegen vermuteter Schleichwerbung in ARD-Sendungen eingeleitet. Damit wird der DRPR mehr als zwei Monate nach den ersten Enthüllungen über unerlaubte Product- und Themen-Placements in Sendungen wie „Marienhof“ oder „Tatort“ erstmals aktiv. Bislang hatte sich allein die Gesellschaft Public Relations Agenturen (GPRA), ein Trägerverband des DRPR, geäußert. GPRA-Präsidiumsmitglied Christina Marx hatte damals von an Schleichwerbung beteiligten Agenturen als „schwarzen Schafen“ der Branche gesprochen, allerdings keine Prüfungen in Aussicht gestellt.

Zu den angeschriebenen Unternehmen gehören unter anderen der Reisevermarkter L’tur, der durch Placements in „Marienhof“ aufgefallen war, und die Krankenkasse AOK. Der PR-Rat will nun von den ausgewählten Unternehmen wissen, ob sie an diesen Praktiken, die auch mit der Ratsrichtlinie über Product-Placement und Schleichwerbung unvereinbar seien, beteiligt waren. Die angeschriebenen Unternehmen und Verbände, darunter auch Sparkassen, Lotterien und Sanitärhandwerk, sollen zum Beispiel offen legen, ob sie eine Placement-Agentur eingeschaltet hatten, die „in Ihrem Auftrag auf die Gestaltung des Films – im Drehbuch oder am Set – Einfluss genommen“ habe. „Welche Filmdetails wurden dabei vereinbart und welche Geldsumme ist dafür aufgewandt worden?“, heißt es in dem Fragenkatalog weiter.

Die späte Reaktion auf die Schleichwerbe-Vorwürfe begründet der Ratsvorsitzende Horst Avenarius damit, dass das Sammeln der Unternehmensadressen gedauert habe. „Außerdem arbeiten wir nie unter Zeitdruck“, sagte Avenarius zur taz. Die Fragen des DRPR kommen indes nicht nur spät – sie werden auch so gut wie folgenlos bleiben. Das Statut des PR-Rats ist nämlich weder für seine Mitglieder noch die angeschriebenen Unternehmen rechtlich bindend. Am Ende eines Ratsverfahrens kann lediglich eine unverbindliche Rüge stehen, wie sie etwa auch der Deutsche Presserat ausspricht. Der Deutsche PR-Rat hat elf Mitglieder. Als Gremium der Selbstkontrolle der deutschen PR-Wirtschaft wird er von zwei Agenturverbänden (DPRG und GPRA) getragen. (epd/taz)