■ Medienschau: Ist Turgut Özal ermordet worden?
Bemerkenswert ist auch eine Disskusion, die in der letzten Zeit in der türkischen Presse keimt. Namhafte und leitende Kolumnisten beschäftigen sich mit der Frage, ob der ehemalige Staatspräsident Özal möglicherweise nicht eines normalen Todes starb, sondern ermordert wurde, da er den Kurdenkonflikt friedlich lösen wollte. Hierzu meint der Leitartikel des Massenblatts Sabah (Frankfurt): „Der Tod Özals wird in der letzten Zeit mit seiner Absicht, das „Kurdenproblem“ friedlich zu lösen, in Verbindung gebracht. Als er starb, hat man nur nebenbei die Möglichkeit eines Mordes erwähnt, aber dies sehr schnell ad acta gelegt ... Der Zweifel an seinem natürlichen Tod wächst jedoch. Özal hat kurz vor seinem Ableben, während seiner Mittelasienreise seinen Begleitern gegenüber geäußert, daß er zur Lösung des Zypern- und Kurdenkonflikts bereit sei, Risiken einzugehen. Auch der Bruder Turgut Özals, Yusuf Özal, scheint Zweifel an einem natürlichen Tod zu haben. Seiner Meinung nach muß ebenfalls der mysteriöse Tod des Oberkommandierenden der Gendarmarie, General Bitlis, erforscht werden. Auch Bitlis war bekanntlich ein Befürworter einer friedlichen Lösung ... In unserem Land scheint es außer Frage zu stehen, daß die „Andersdenkenden“ zu verschwinden haben, selbst wenn sie Staatspräsident oder General sind ... Also müssen wir eher die Frage stellen, wer diejenigen sein könnten, die das Leben der Andersdenkenden in Frage zu stellen im Stande sind? Wieso forscht die türkische Öffentlichkeit nicht darüber, was in dem Bericht des Parlamentausschusses über die ungeklärten Morde erwähnt wird, daß sich nämlich ,uniformierte Banditen im Südosten‘ hinter den Kurdenkonflikt verstecken und dabei ,Drogen- und Waffenhandel‘ betreiben?“ 4. 11. 96
Die Medienschau bezieht sich auf türkische Medien, da diese mit eigenen Büros und eigenen Ausgaben in Deutschland vertreten sind und starken Einfluß auf die größte Emigrantengruppe haben.
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