piwik no script img

■ Medienforum„Recht auf Mitfiebern“

Ob das womöglich ein Einfall von Stanley Kubrick sei, fragte sich der Ministerpräsident nicht ganz zu Unrecht bei der Eröffnung des Medienforums NRW, das unter dem Motto „Multimedia 2001 – Odyssee im visionären Raum oder Markterschließung mit nüchternem Kalkül“ steht. Von derart schwammigem Raunen völlig unberührt, mündete Raus Eröffnungsrede schnell in sozialdemokratischer Bodenständigkeit: Markt gut und schön, noch besser, wenn er in NRW angesiedelt ist, aber nur unter der Voraussetzung, daß der Bestand des öffentlich- rechtlichen Rundfunks gesichert werde und ARD und ZDF an der digitalen Zukunft beteiligt werden. Nicht nur Vollprogramme sollten den Öffentlich-Rechtlichen möglich sein, auch Spartenkanäle (wie zum Beispiel Phoenix und der Kinderkanal), die in letzter Zeit von den privaten Anbietern unter Beschuß genommen wurden.

Deutlich sprach sich Rau gegen eine Verknappung des frei zugänglichen TV-Angebots aus. Er könne zwar jeden Pay-TV-Anbieter verstehen, der sich mit allen möglichen Programmrechten eindecke, allerdings hätten nicht zuletzt die Publikumserfolge von Dortmund und Schalke gezeigt, wie wichtig die Übertragung mancher Topereignisse im freien Fernsehen sei. Als Rau dann noch vom „Recht aufs Mitfiebern“ sprach – da war der Fußballfan ganz bei sich.

Im Anschluß sagte Rau der Deutschen Telekom ein „Überdenken der Regelungen für die Kabelbelegung im digitalen Bereich“ zu. Soll heißen: Akzeptiert es der Kabelriese, daß alle öffentlich-rechtlichen Programme ins Kabel eingespeist werden, könne man die bestehenden Belegungsregeln lockern. Dadurch könnte die Telekom stärker nach kommerziellen Gesichtspunkten entscheiden, wer ins Kabel kommt. Die gesellschaftlichen Kriterien der Medienanstalten würden eine geringere Rolle spielen. Mit der Vermarktung der Programme will Rau den Beinahemonopolisten ebenso betraut sehen wie mit der Herrschaft über die technische Plattform: „Am besten, wenn es über ein Unternehmen läuft, das selber kein Programm anbietet.“O.G./lm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen