: Mediale Panikmache
betr.: „Kinder machen arm? – Quatsch!“, taz vom 8. 3. 06
Der wichtigste Teil der Antwort auf die Frage, weshalb Akademikerinnen sich beim Kinderkriegen gut zurückhalten können, steht vielleicht in der Kopfzeile dieses Artikels: „Mutter in Deutschland – ein undankbarer Job. Als Hausfrau wird sie verspottet, als Karrierefrau zur Rabenmutter gestempelt“. Doch können es überhaupt die Hochschulabsolventinnen sein, die „schuld“ sind an der Geburtenflaute, wenn der Anteil der Kinderlosen unter ihnen zehn Prozentpunkte über dem der Hauptschulabsolventinnen liegt? Da nur zehn bis zwanzig Prozent eines Frauenjahrgangs Akademikerinnen sind, kann kaum angenommen werden, dass die Geburtenraten stark nach oben gingen, wenn sich Akademikerinnen mit dem Elterngeld zur Fortpflanzung animieren ließen. Zudem ist nicht der Anteil der Kinderlosen drastisch gestiegen, sondern die Anzahl der Kinder pro Familie enorm gesunken. Und woran liegt das? Seit Jahrzehnten finden sich die höchsten Kinderzahlen in Beamtenfamilien. Entscheidend ist wohl eine finanziell gesichert erscheinende Zukunft.
In Frage zu stellen ist jedoch die Fragestellung selbst. Die medialen Panikmacher des Landes rufen nach mehr Kindern, gerade so wie während langer Perioden deutscher Geschichte der Staat nach Kindern verlangte, um sie an Kanonen verfüttern zu können. In Deutschland sind heute vergleichsweise wenige Kinder zu betreuen, trotzdem liegt die Anzahl misshandelter, vernachlässigter, hungernder Kinder unerträglich hoch. Jede Woche sterben in Deutschland zwei Kinder an den Folgen von Misshandlungen. Würde diese Zahl sinken bei einer höheren Geburtenrate? Statt auf der Quantität sollte unser Augenmerk tunlichst auf der Qualität kindlichen Lebens liegen! UTE BLAUERT, Karlstadt