piwik no script img

■ MediaBazaarIPS in der Krise

Der für Themen aus der Dritten Welt bekannte Inter Press Service wird sein „World Desk“ von Amsterdam zurück nach Rom verlegen. Die täglich produzierte Nachrichtenmenge soll in Zukunft um ein Drittel vermindert werden. Auch das Budget soll für 1995 geringer ausfallen: mit 10,9 Millionen Mark sinkt es um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Anzeichen einer Krise bei IPS sind zahlreich: Das Niederlande-Büro wird geschlossen, beim IPS-Europadienst in Amsterdam werden drei der fünf Redakteurstellen gestrichen. In Lateinamerika schließen 8 von 17 Büros. Kein Anlaß zur Sorge, meint IPS-Chef Roberto Savio. Der Nachrichtendienst existiere nun schon dreißig Jahre. Dadurch, daß die Entwicklungshilfe-Etats in zahlreichen Ländern schrumpfen, sind auch bei IPS Veränderungen unabwendbar. IPS habe jedoch eine Zukunft, sagt Savio, wenn der Dienst stärker auf Qualität achte und sich in seiner Themenpalette einschränke: Umwelt, Finanzen, Kultur und Religiöses. Man will das Material der großen Nachrichtenagenturen über die Aktualität hinaus ergänzen.

Mit 220 Journalisten ist die Agentur in 85 Ländern präsent. 1.100 Medienunternehmen beziehen den IPS-Dienst (darunter auch die taz), 18.000 Organisationen sind elektronisch mit IPS verbunden. Gut verkaufen sich die Berichte überwiegend in der Dritten Welt, in Lateinamerika und Asien ist der Kundenkreis schon kleiner. Die westlichen Medien sind an IPS nur vereinzelt interessiert.

IPS kränkelt daran, sich nicht von seinen Nachrichten allein finanzieren zu können. Einer der größten Spender, das Ministerium für Entwicklungshilfe der Niederlande, steuert 1995 allein 1,2 Millionen Gulden bei. Auch Kanada, die skandinavischen Länder und einige UN-Organisationen unterstützen die Arbeit von IPS. Darüber hinaus finanziert sich die Agentur durch Projekte, Sonderdienste und Konferenzzeitungen. Der Hochschullehrer C. Harmelink, der IPS seit Jahren beobachtet, sagt kritisch: „Für den Außenstehenden ist nicht erkennbar, wann IPS als Presseabteilung und wann als Nachrichtenagentur auftritt.“Harald Neckelmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen