■ MediaBazaar: Doch kein Abschied
25 Jahre galt sie als die wichtigste kritische Medienzeitschrift. Daß medium von der evangelischen Kirche herausgegeben wurde, war den meisten, die hier ihre Anregungen fanden, nur eine Marginalie. Im Frühjahr gab das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) bekannt, man werde das renommierte, wenn auch etwas theorielastige Blatt einstellen – aus Geldmangel, versteht sich. Daraufhin kamen Proteste von allüberall, der Abschiedsnummer mit jeder Menge Nachrufen war dann schon eine „Mitteilung nach Redaktionsschluß“ des GEP-Direktors Norbert Janowski beigelegt: „...hat sich jetzt kurzfristig eine gute Aussicht ergeben, daß es medium auf neuer Grundlage auch weiterhin geben könnte“. Die katholische Funkkorrespondenz hat mittlerweile drei Bewerber ausgemacht: das Adolf-Grimme-Institut, Michael Hallers Gesellschaft für Medienentwicklung und, als „aussichtsreichste Lösung“, eine Kooperation mit der Heinrich-Böll- Stiftung. Aussichtsreich deshalb, weil sie am ehesten Geld anzubieten hat. Derzeit werden nämlich die drei grünennahen Stiftungen (Böll-, Regenbogen- und Frauenanstiftung) zusammengelegt. Und da den Grünen seit ihrem Bundestagswahlerfolg weit mehr Gelder zur Verfügung stehen, hat man „für 1995 noch 1,6 Millionen auf der hohen Kante“, so Heinz Kotte von der Böll-Stiftung.
Ein weiteres Plus: Die neue Stiftung will eine medienpolitische Arbeitsstelle einrichten, zu der medium nicht schlecht passen würde. Um dennoch die Anbindung an die grüne Partei nicht zu eng zu gestalten, soll Träger ein Gremium aus Personen sein, die von drei Seiten benannt werden: dem GEP, der IG Medien und der grün inspirierten „Iserlohner Initiative für demokratische Medien“.
Wird man sich im September einig, dann wäre medium zumindest für vier bis fünf weitere Ausgaben (à 30.000 Mark) bis Mitte nächsten Jahres gesichert. Zwar will das GEP, so meldet die Funkkorrespondenz, eine „langfristige Lösung“ zur Bedingung machen. Der „Druck“ von außen sei jedoch „unglaublich groß“. GEP-Direktor Janowski wird mit den Worten zitiert: „Wir können nicht mehr, aber müssen weiter.“MR
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