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■ McCash Flows OrakelBilanz und Ausblick

Die Börsen–Bilanz 1986 kann sich sehen lassen: zwar wurden die nach dem Superjahr 1985 hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllt und die Steigerung des bundesdeutschen Index um 3,4 das ist in den letzten 40 Jahren nicht mehr vorgekommen. Seit dem Beginn der Hausse im August 1982 haben sich die Kurse mehr als verdreifacht und lagen am Jahresschluß um 70 Punkte unter dem historischen Höchststand, der am 17. April 1986 im FAZ–Index mit 753 Punkten zu Buche schlug. Wer an diesem Tag seine deutschen Aktien verkaufte und allen Unkenrufen zum Trotz in Madrid oder Mailand (den absoluten High–Flyern des Jahres 1985) orderte, konnte seinen Einsatz schnell verdoppeln, In Frankfurt ebennur drei Prozent. Daß auch deutsche Papiere 1986 kräftig zulegten, steht außer Frage - von den Standard–Papieren rangieren Conti– Gummi mit Kursverdopplung sowie Kaufhof und Karstadt mit Plus 50 Großbanken, mußten Verluste bis zu 15 % hinnehmen. Selektion ist Trumpf hieß es Anfang 1986 und dieselbe Parole wird auch für das kommende Jahr ausgegeben. Die Konjunktur–Propheten sagen einen Knick um die Jahresmitte voraus, die fundamentalen Daten der US–Wirtschaft sind nach wie vor bescheiden, das Weltschuldenkarussell rouliert in unverändertem Tempo und wer über die Entwicklung des Dollars eine definitive Aussage will, kann sich auch gleich die Lottozahlen bei einem Hellseher voraussagen lassen. Für die Börse heißt das: weg von exportorientierten Aktien, hin zu Rohstoff–Werten, dort vor allem Öl– und Goldminen–Aktien; der 86er Hang zu Konsum– und Elektronik–Papieren dürfte sich 87 fortsetzen, wenn irgendetwas den bundesdeutschen Aufschwung noch trägt, dann die Käufer, Käufer, Käufer. Von den europäischen Plätzen scheinen neben Zürich und Amsterdam mit ihren klassischen Hart–Währungen nach wie vor Engagements in Spanien interessant. Und natürlich Wall–Street, der Riese, ohne den nichts geht: Der blauste aller Blue Chips - International Business Machines - hat im Vorjahr knapp 50 Dollar Kursverluste hinnehmen müssen. Zusammen mit den Währungsverlusten für deutsche Anleger kommen leicht über 100 Mark Minus für 1986 heraus und noch ist ein Ende der Talfahrt nicht abzusehen. IBM, so sagen die Propheten, antizipiert den Verlauf der Gesamtbörse, die folglich demnächt (zur Jahresmitte?) ins Rutschen geraten müßte, währenddessen die IBM–Aktie wieder steigt. Im Idealfall steht der Dollar dann auf 1,50 DM und wir haben uns mit IBM eingedeckt, rechtzeitig, versteht sich.

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