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Mazedoniens Außenminister über EU-Beitritt"Wir warten auf einen Heiratsantrag"

Mazedoniens Außenminister Milososki hält sein Land für die Beitrittsverhandlungen mit der EU vorbereitet. Doch der Namensstreit mit Griechenland belastet die Beziehungen.

"Die Blockade des Nato-Beitritts durch Griechenland war ein sehr harter Schlag." Bild: reuters
Interview von Barbara Oertel

taz: Herr Milososki, was war außenpolitisch betrachtet in letzter Zeit das negativste Ereignis für Mazedonien?

Antonio Milososki: Die Blockade unseres Nato-Beitritts durch Griechenland beim Bukarester Nato-Gipfel. Das war ein sehr harter Schlag für unsere junge Demokratie.

Griechenland verweigert Skopje das Recht, seinen verfassungsgemäßen Namen "Republik Mazedonien" zu verwenden. Was bezweckt Athen damit?

Der Namensstreit geht darauf zurück, dass Griechenland den Mythos einer reinen Nation schützen will. Das heißt: ein Staat, eine Sprache, eine Nation. Dabei lebt im Norden des Landes eine kleine mazedonischsprachige Minderheit. Diese Minderheit darf ihre Muttersprache nicht verwenden und ihre kulturelle Identität nicht pflegen. Und aus demselben Grund versucht Griechenland, einer kleinen Nation wie Mazedonien das Selbstbestimmungsrecht zu verweigern.

Wegen des Namensstreits hat die Regierung in Skopje kürzlich vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag gegen Athen geklagt. Was versprechen Sie sich von diesem Schritt?

Es geht um Artikel 11 unseres Interimsabkommens mit Griechenland. Darin hat sich Griechenland verpflichtet, Mazedonien nicht zu blockieren, wenn sich das Land um eine Mitgliedschaft in internationalen Organisationen bewirbt. Beim Bukarester Nato-Gipfel hat Athen diesen Artikel zum ersten Mal verletzt. Deshalb verlangen wir von dem Haager Gerichtshof, diese Verletzung festzustellen.

Wie stehen Ihrer Meinung nach derzeit die Chancen für einen Kompromiss, und wie könnte dieser aussehen?

Dieser Kompromiss kann nur auf bilateraler Ebene gefunden werden. Mazedoniens verfassungsgemäßer Name ist ja nur in Athen umstritten. Wir wären bereit zu akzeptieren, dass Griechenland für unser Land einen anderen Namen verwendet. Zum Beispiel: Republik Mazedonien in Klammern Skopje. Darüber müssten die Mazedonier in einem Referendum entscheiden.

NAMENSSTREIT

Der Namensstreit zwischen Athen und Skopje begann 1991. Griechenland lehnt die verfassungsgemäße Bezeichung "Republik Mazedonien" ab, weil es fürchtet, Skopje könne Gebietsansprüche an die griechische Nordprovinz stellen, die den gleichen Namen trägt. Daher firmiert Mazedonien in internationalen Organisationen als "ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien". Anfang 2009 mahnte die International Crisis Group eine baldige Lösung des Streits an. Andernfalls könnten Versuche von EU und Nato, den Westbalkan zu stabilisieren, zunichte gemacht werden.

ANTONIO MILOSOSKI, 33, studierte Rechtswissenschaften in Skopje. Seit September 2006 ist er Außenminister von Mazedonien.

Fühlen Sie sich international ausreichend unterstützt?

Die Tatsache, dass uns 125 Länder unter unserem Namen anerkannt haben, ist ein klares Zeichen. Was die EU-Staaten angeht, wäre es für uns eine große Unterstützung, wenn die EU Athen sagen würde: Wenn ihr ein bilaterales Problem habt, solltet ihr das auch bilateral lösen und nicht die EU in Geiselhaft nehmen. Ein solcher Missbrauch der EU-Mitgliedschaft schadet der Glaubwürdigkeit der EU insgesamt.

Die Hoffnung Mazedoniens, 2008 einen Termin für die Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen zu erhalten, hat sich nicht erfüllt. Der jüngste EU-Fortschrittsbericht kritisiert unter anderem Defizite im Bereich Inneres und Justiz. Fühlen Sie sich gerecht bewertet?

Wir sind schon drei Jahre mit der EU verlobt und warten jetzt auf einen Heiratsantrag. Natürlich ist in Mazedonien noch viel zu tun. Aber wir denken, dass wir auf Beitrittsverhandlungen nicht weniger vorbereitet sind als Länder, die bereits der EU angehören. Wenn man beispielsweise die Berichte von Transparency International liest, so lag Mazedonien beim Kampf gegen die Korruption 2006 auf dem 106. Platz. 2007 sind wir auf den Platz 72 vorgerückt. Das zeigt, dass Mazedonien auf einem guten Weg ist.

Zum ersten Mal hat die EU mit Bulgarien ein EU-Neumitglied hart bestraft und dem Land wegen Mängel bei der Korruptionsbekämpfung 220 Millionen Euro entzogen. Befürchten Sie, dass die Probleme, die Brüssel mit Sofia hat, sich negativ auf den Beitrittswunsch der Mazedonier auswirken könnten?

Für die Ambitionen Mazedoniens und auch anderer Länder in der Region ist das alles andere als hilfreich.Wir befürchten, dass das schlechte Image einiger neuer EU-Länder Erweiterungsskeptikern als Argumentationshilfe dienen könnte.

Hat die Tatsache, dass Mazedonien die Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien anerkannt hat, das Verhältnis zwischen Skopje und Serbien verschlechtert?

Nach der Anerkennung Kosovos durch Mazedonien und Montenegro wurden der mazedonische und montenegrinische Botschafter in Belgrad zur Persona non grata erklärt. Das hat uns gezeigt, dass Serbien in der Lage ist, gegenüber seinen kleineren Nachbarn die Muskeln spielen zu lassen. Unlängst haben wir ein Signal aus Belgrad erhalten, dass Skopje einen neuen Botschafter nach Serbien schicken darf. Ich glaube, dass sich die Kontakte auf politischer Ebene bald wieder normalisieren werden.

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9 Kommentare

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  • G
    GRUNO-FASCHOS

    Wir wissen wer Sie sind

     

    AUS JUTTA DITFURCHT

     

    "Zahltag, Junker

    Joschka!"

     

    So grün war mein Traum

    Wir wollten eine Welt ohne Atomkraftwerke, ohne Unterdrückung, ohne Hunger.

    Eine Welt ohne Angst. Wir hatten einen Traum! Und wir hatten Erfolg.

    Zehntausende kamen zu uns, wählten uns. Aber dann kamen die Karrieristen, die

    Opportunisten, die Spontis - Josef "Joschka" Fischer, Daniel Cohn-Bendit...

    Barbara Köster, seine Ex-Freundin, sagte schon damals: Sie machen bei den

    Grünen, was sie immer gemacht haben: Fuß reinkriegen, übernehmen,

    kaputtmachen!

    Ich werde sagen, wie brutal, mit welchen Intrigen die grüne Hoffnung zerstört

    wurde. Wie aus Pazifisten Militaristen wurden. Und wie die "Realos" sich

    versorgten. Die Grünen sind kaputt. Es ist Zahltag, Josef Fischer...

     

     

     

    Unsere Argumente machten bundesweit und wochenlang Schlagzeilen. Teile der SPD übernahmen unsere

    Argumente. Die Spontis versuchten sich mit einer eigenen Position zu profilieren. In der "Batschkapp"

    und im "Pflasterstrand" outete sich ihr Wortführer Fischer als Verehrer Ernst Jüngers. Jünger habe seine

    Biographie oft gekreuzt: "Sowohl Ernst Jünger als auch Carl Schmitt galten" in der Szene ,als eine Art

    intellektueller Geheimtip ... es waren Faschisten, zweifellos, dennoch las man sie mit großem Interesse."

    Erst habe man in Jünger den "Kämpfer" verehrt, dann den "Drogen-Jünger", dann den "kosmischen

    Jünger".

     

    Der französische Soziologe Pierre Bourdieu sagte über die Beziehung von Medien und

    sozialdemokratischen Regierungen in Frankreich (Jospin), England (Blair) und Deutschland (Schröder):

    "Zu den Fähigkeiten der neoliberalen Regierungen gehört es, Utopien zu töten, Utopien als überholt

    erscheinen zu lassen. Und "Paradoxerweise haben heute die Menschen des Worts keine Kontrolle über die

    Produktionsmittel und Vertriebswege; sie müssen sich in Nischen zurückziehen, Umwege gehen", denn

    "heute haben wir es mit mächtigen Medienmultis zu tun, da bleiben allenfalls kleine Inseln übrig. Im

    Verlagswesen zum Beispiel wird die Publikation schwer verdaulicher oder kritischer Bücher immer mehr

    zum Problem" ("Die Zeit").

     

    Kritik an dieser Medienkonzentration und an politischen Abhängigkeiten kann nicht daran bestehen, daß

    ich mich rotgrüner Zensur unterwerfe und mundtot machen lasse. Also schreibe ich auch mal in NEUE

    REVUE, von der ich politisch kilometerweit entfernt bin, was die NEUE REVUE so gut weiß wie ich.

  • M
    Münchner

    Nach dem zerfall Yugoslaviens Hr.Milososki sucht jeder eine Indentität besser eine kulturelle Indentität.

    Ein passender Name um den Konfligt mit Griechenland zu beänden währe USkopianer.

    Denken Sie darüber nach, dann hättet mehr anerkennung und Vorteile.

  • N
    Nikos

    @MaSch

    ist "Slawomakedonien" gerade KEINE Lösung. Was ist mit den Albanern, Türken, Serben, Griechen, etc. im Land?

     

    Glauben Sie ernst dass Albanern, Wlachen und Griechen in Fyrom sich mit dem Begriff "Makedonien" identifizieren?

     

    Die Hauptstadt Skopje gehoerte nie in den historischen mazedonischen Raum.

     

    Makedonia ist ein alt-hellenisches Wort und bedeutet das Berg-Land.

     

    Die Fyromer sprechen einen bulgarischen Dialekt.

     

    Wie heisst eigentlich "Berg-Land auf bulgarisch?

  • M
    Maria

    @Taz-Redaktion

     

    Dieses Interview scheint mir vorprogrammiert und gestellt.

     

    Die Taz und die Gruenen fuehren seit laengere Zeit einen Kampf gegen die Interessen des griechisches Volkes indem sie den ultranationalistische Geist in Skopje skrupenlos unterstuetzen.

     

    Es ist allgemein bekannt in europaischen Kreisen

    dass keine griechische Regierung Fyrom als "Mazedonien" anerkennen wird.

     

    2.500.000 griechische Mazedonier, die in 62% des mazedonischen Landes besitzen weigern sich international von 1.200.000 Slavomazedonier, die eigentlich bulgarisch sprechen und schreiben, vertretten zu lassen.

     

    Immer mehrere europaische Laender zeigen grosses Verstaendnis fuer die griechischen Thesen und dies wird nie von der Taz erwaehnt. Frankreich, Spanien, Louxemburg, Schweden, Malta u.s.w. sind nur einige Beispiele.

     

    Oli Rhen, der Komissar fuer die europaische Erweiterung hat sich immer wieder klar und deutlich ausgedrueckt:

     

    Keine Loesung, Keine Beitritt.

    Damit sieht die EU den Namenstreit als europaisches und nicht bilaterales Problem.

     

    Warum verschweigt die Taz all dies?

  • M
    MaSch

    @ Deutscher/Freimeinung

     

    eben NICHT. Da Mazedonien im Gegensatz zu Griechenland ein offenes Bekenntnis zu seiner multiethnischen Struktur hat, ist "Slawomakedonien" gerade KEINE Lösung. Was ist mit den Albanern, Türken, Serben, Griechen, etc. im Land?

     

    Das einige Aktionen der nationalistisch angehauchten VMRO-Regierungen inakzeptabel und kontraproduktiv sind steht dabei natürlich außer Frage.

     

    Dies darf Griechenland jedoch nicht als Ausrede dienen, nach eigenem Gutdünken eigene Nationalismen zu schüren und einem gesamten Volk die Identität abzusprechen.

  • AB
    Atra Bilious

    Greece's discrimination against minorities within its borders, including those who identify as ethnic Macedonians, is well known. Its bullying tactics towards Macedonia regarding Greece's self-created "name dispute" are disgraceful. That the EU and NATO acquiese in these tactics is the greatest shame. Democratic principles are thrown to the wind to indulge Greece's childish tantrums.

  • D
    Deutscher

    Mit der Bezeichnung "Slawomakedonien" wären alle Probleme beseitigt.

    Den Forderungen aus Skopje fehlt seit Jahren eine nachvollziehbare Erklärung, warum sie Landkarten mit einem bis Katerini reichenden Groß-Makedonien zeigen, und warum sie ihren Flughafen "Alexander der Große" nennen. Alles was sie dazu äußern, kann doch kein gebildeter Mensch ernst nehmen. Es sind einfach nur imperialistische Provokationen gegen Griechenland, die aus der Mottenkiste der Faschisten und Kommunisten stammen.

  • F
    FreiMeinung

    In Griechenland existiert diese Minderheit als "Slawo-mazedonier" - Ein Begriff den die Minderheit auch akzeptiert!! Der Aussenminister hier verlangt von Griechenland, dass der Begriff Makedonier/Mazedonier, ein Begriff den 2 Mio. Griechen beanspruchen - und das seit mind. dem Altertum und nicht wie erst Anfang des 20. Jahrhunderts wie er, für eine SLAWISCH-sprachige Nation verwendet wird. Vielleicht sollte man auch diese Facette im Namensstreit sehen Herr Milososki!

  • B
    Boris

    Marriage will never come to FYROMacedonia if they don't change some basic stuff.

     

    5 days ago, a blogger living in Skopje got arrested for being critical of the government.

     

    This man was taken by the police, from his house!,

    and then he was locked up in a psychiatric hospital.

    In the beginning, when people were asking of were he was, the government responded:'We have no such name on our lists'

    After extreme pressure, they released a statement, that he was put in a mental institution.

     

    That reminds one of 'older, Fascistic or Stalinist practices.

     

    Until such practices are done away with, and there is freedom of speech in FYROMACEDONIA,

    the marriage will be postponed, again and again.