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Maserate & moreAufstand der Treberhelfer

Die Mitarbeiter der Treberhilfe klagen über Intransparenz und Vetternwirtschaft.

Der anfängliche Stein des Anstoßes. Bild: DPA

85 Mitarbeiter der Treberhilfe beschweren sich in einem offenen Brief über "unhaltbare Zustände" in dem gemeinnützigen Unternehmen. Dazu gehöre "die Undurchsichtigkeit des Geschäftsgebarens und die Strategie, die Mitarbeiter in keiner Weise ausreichend über Entwicklungen und Entscheidungen zu informieren". Der neue Geschäftsführer Dietrich Fenner sei jemand, "der sich wohl primär durch die Nähe zu Herrn Ehlert auszeichnet". Ehlert war wegen seines luxuriösen Lebenswandels zum Rückzug aus der Unternehmensspitze gedrängt worden. Ihm gehört allerdings noch rund die Hälfte der Treberhilfe.

Die Treberhilfe mit ihren rund 280 Mitarbeitern betreut in Berlin gut 2.900 Obdachlose und erhält dafür Geld vom Staat. Ehlert wurde zum Rückzug als Geschäftsführer gedrängt, weil er sich mit dem Geld ein Leben in Saus und Braus finanziert haben soll. Unter anderem hatte er einen Maserati als Dienstwagen gefahren.

Die Mitarbeiter beklagen nun, Transparenz sei in dem Unternehmen "weder intern noch nach außen hin gegeben". In der Besetzung des neuen Aufsichtsrates sei "die starke Einflussnahme des Herrn Ehlert vermutbar".

Der Geschäftsführung werfen die Mitarbeiter vor, dass diese sich "mutmaßlich mit Mitteln der Verdunklung und dem Vorspielen falscher Tatsachen Machtpositionen zu erhalten versucht". Dadurch würden "die Arbeitsplätze sämtlicher Mitarbeiter existenziell bedroht".

Diese Bedrohung gibt es tatsächlich. Einerseits überlegt die Sozialverwaltung von Senatorin Carola Bluhm (Linke), ob sie weiterhin Zuwendungen an die Treberhilfe überweist. Andererseits prüft das Finanzamt, ob die Ausgaben angemessen waren. Sollte der Treberhilfe der Status der Gemeinnützigkeit entzogen werden, würde auch die Steuerbefreiung fallen. Das Unternehmen müsste dann die Steuern für mehrere Jahre nachzahlen. Weil gemeinnützige Unternehmen in der Regel keine entsprechenden Rücklagen haben, bedeutet dieses Urteil in der Praxis oft die Insolvenz.

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2 Kommentare

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  • A
    Argos

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    Den Mitarbeitern/innen der Treberhilfe ist dafür Respekt zu zollen, dass sie sich klar positionieren - auf der Seite ihrer beruflichen Ethik als Sozialarbeiter, Erzieher, Psychologen etc. Es sollte jedoch nicht übersehen werden, dass es in Berlin höchstwahrscheinlich weitere Fälle von Verdunkelung durch Geschäftsführungen von sog. gGmbH's gibt, was die Verwendung öffentlicher Mittel anbelangt, die eigentlich zum Betrieb für deren soziale Projekte bestimmt sind. Da gibt es z. B. ehemalige Geschäftsführer, die sich darin gefallen haben, ihren PKW aus dem selben Luxussegment, wie Ehlerts Maseratti vor die Nase ihrer Mitarbeiter zu stellen, denen sie seit Jahren keine Gehaltserhöhung mehr bezahlt haben. Regelmäßige Anfragen von Betriebsratsmitgliedern über die Einkünfte führender Angestellter wurden und werden in den meisten Sozialbetrieben kalt und kommentarlos abschmettert. Und nach Ablauf der Geschäftsführertätigkeit lässt man sich auch mal in den Aufsichtsrat des eigenen Betriebs wählen, wohl um dort weiter für Kontrolle und Abschottung zu sorgen.

    Die Mitarbeiter/innen der Treberhilfe haben es sich nicht gefallen lassen, dass ihre wertvolle Arbeit durch die eigene Geschäftsführung diskreditiert wird. Gut so! Sie sollten sich aber nicht in die Rolle von Einzelkämpfern drängen lassen, die sich gegen ein schwarzes Schaf erwehren. Es besteht sonst die Gefahr, vom dubiosen Geschäftsgebaren andere 'Sozialeinrichtungen' abzulenken.

  • DL
    Danny L.

    Wo Unrecht geschieht, muß die Gerechtigkeit walten.

     

    Wie diese Gerechtigkeit dann allerdings aussieht, kann sich jeder denkende Mensch schon selbst ausmalen.

     

    Da wird aus der Not der Menschen Kapital geschlagen, und Geld, welches anderen Zwecken dienen sollte, in die eigene Tasche gewirtschaftet. Am Ende kommen die Verantwortlichen ungeschoren davon, haben sich eine schöne Zeit finanziert, und vorsorglich natürlich sichergestellt, dass es für sie in Zukunft auch so bleiben wird.

     

    Und wenn der Laden dann in die Pleite rauscht, sind ausgerechnet diejenigen die Leidtragenden, die ohnehin oft kaum noch einen Funken Hoffnung haben, und für die diese Hilfe ein letzter Rest von Menschenwürde darstellte. Ganz zu schweigen von den Angestellten, die sich am besten ebenfalls schonmal ein lauschiges Plätzchen unter der Eisenbahnbrücke suchen.