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■ Die AnderenMarx kehrt zurück, meint "La Stampa" (Turin) / "Der Standard" (Wien) äußert sich dazu

Marx kehrt zurück, meint „La Stampa“ (Turin): In den vergangenen 25 Jahren hatten sich Europas Politiker an die Passivität der Arbeitslosen gewöhnt. Sie hatten keine Klasse vor sich, sondern eine Addition von versprengten Individuen. Es fehlte diesen Millionen von Einzelgängern das Bewußtsein ihrer eigenen Kraft, und es fehlte ihnen die pädagogisch-politische Elite. Die subversiven Ideologien waren gescheitert, und mit ihnen auch Marx. Doch Marx kehrt zurück. Nicht seine Heilmittel, nicht seine apokalyptischen Sicherheiten. Nicht der Marxismus wird wieder aktuell, sondern die klinische Beschreibung, die Marx von der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Entwicklung machte.

„Der Standard“ (Wien) äußert sich dazu: In dem das Thema aus der Ecke der Verschämtheit und des Verschweigens tritt und von den Betroffenen selbstbewußt vorgebracht wird, wird es politisch hochbrisant. Der angestaute Frust könnte Kräfte freisetzen, die nicht mehr zu bändigen sind. Warum sollte die größer werdende Bevölkerungsgruppe der Arbeitslosen ein politisches System unterstützen oder auch nur Vertrauen in dieses haben, welches sich nicht für sie einsetzt und sie bis jetzt offensichtlich nur aus Statistiken heraus definiert. Doch seit Donnerstag sind die Arbeitslosen nicht mehr als rein statistisches Zahlenmaterial präsent, sie haben ihre Gesichter auf den Straßen der Städte gezeigt. Die Anonymität hat ein Ende.

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