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Martina Krüger will in VerwaltungsratGreenpeace-Bewerbung für Vattenfall

Eine Greenpeace-Energieexpertin will Karriere beim schwedischen Staatskonzern machen. Aber nur, wenn der Staat seinen atom- und kohlefreundlichen Kurs ändert.

Keine Spaßbewerbung: Martina Krüger. Bild: Greenpeace Schweden

STOCKHOLM taz | Wird Vattenfall bald grün? Die Chance gibt es. Denn auf den frei gewordenen Verwaltungsratsvorsitz bei dem staatlichen Energiekonzern bewirbt sich die Klima- und Energieexpertin von Greenpeace-Schweden, Martina Krüger.

"Ich glaube durchaus, das passende Profil zu haben", erklärt Krüger gegenüber der taz. "Wenn die Regierung es wirklich ernst meint, Vattenfall zu einem verantwortungsvollen grünen Konzern machen zu wollen, dann braucht sie mich." Greenpeace habe Kompetenz, was visionäre Konzepte für eine Umstellung des Energiesystems angehe. Vieles, was früher belächelt wurde, sei mittlerweile Allgemeingut. Was ihr an Erfahrung in der Unternehmensführung fehle, könne sie durch ihr lebenslanges Engagement in der Klima- und Energiearbeit wettmachen.

Die gerade 47 Jahre alt gewordene Diplomingenieurin arbeitet seit 2003 als Energieexpertin bei Greenpeace in Stockholm, zuvor betreute sie das Thema elf Jahre in der Zentrale in Amsterdam. Sie stammt aus dem Wendland, begann ihre Karriere als Umweltaktivistin bei Gorleben-Demonstrationen und studierte an der TU Berlin Umweltwissenschaften und Umweltökonomie.

"Die Bewerbung ist kein PR-Gag"

Ihre Bewerbung sei kein PR-Gag, sondern wohlüberlegt, sagt sie. Schließlich würde sie in die Zwickmühle geraten, bei Vattenfall noch für viele Jahre für Atomkraftwerke und Kohleverstromung verantwortlich zu sein. Den Verwaltungsrat sieht sie dabei als das Gremium, in dem die Weichen gestellt werden. Aber natürlich könne der auch nicht von heute auf morgen einfach den Schalter umlegen.

Sie würde das Amt aber nur dann tatsächlich übernehmen, wenn der Staat als Eigentümer einem neuen Kurs zustimme. Denn sein starkes Engagement im Bereich Atom- und Fossilenergie bedrohe nicht nur das Klima, sondern auch das Überleben des Unternehmens. In der Vergangenheit habe es eine Reihe teurer Fehlinvestitionen gegeben. So habe sich das Deutschland-Engagement zu einer ökonomischen Belastung entwickelt.

Vattenfalls bisheriger Verwaltungsratschef war vor drei Wochen von der Regierung vor die Tür gesetzt worden, weil er mit Exkonzernchef Lars Josefsson eine unzulässige millionenschwere Abfindungszahlung ausgemauschelt haben soll. Greenpeace hat Krügers Bewerbung formal beim zuständigen Staatssekretär eingereicht. Ende April will die Regierung auf der Jahreshauptversammlung einen neuen Kandidaten für den Vorsitz präsentieren.

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2 Kommentare

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  • RC
    robin c. sherwood

    Das ist eine starke Idee. Viel Kraft dafür!

  • C
    Celsus

    Gründlicher und korrekter könnte das Problem aber gelöst werden, indem Entscheidungen, die von der demokratischen Mehrheit zu treffen sind, auch wieder direkt der Allgemeinheit zugeführt werden. Es sind einfach Unternehmen, die transparent und staatlich sein sollten.

     

    Und da finde ich ist der Hinweis auf Europäische Vorschriften auch nur ein Hinweis, was deutsche Regierungen in einflussreicher Art auf EU-Ebene beschlossen haben.