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Martin Korol ist rausEin guter Tag für die SPD

Kommentar von Benno Schirrmeister

Indem sie sich von Martin Korol trennt, macht die Bremer SPD-Fraktion erfreulich deutlich, dass sie gegen Rassismus steht - und gegen Fremdenhass.

W ar’s Rassismus? Oder beschriebe doch das Wort Xenophobie, also Fremdenfeindlichkeit Martin Korols Intentionen besser? Das ist im Grunde eine Frage nur für Liebhaber. Selbst juristisch, im Sinne des Grundgesetzes, spielt nämlich keine Rolle, ob der wildgewordene Pensionär den Roma biologistisch-genetisch oder soziologisch-kulturell pauschale Minderwertigkeit unterstellt hat.

Entscheidend ist, dass er es getan und – nachdem dies durch die taz problematisiert wurde – allenfalls in lavierender Bagatellisierung zum Missverständnis umgedeutet hat. Zum Glück sieht das die Bremer SPD-Fraktion genauso. Und zum Glück hat sie sich von lauwarmen Entschuldigungen des einstigen Lehrers – oweia, was der den SchülerInnen wohl beigebracht hat! – nicht beeindrucken lassen: Tatsächlich ist dafür ja völlig unerheblich, dass Korol seine Expektorationen als „bizarre Privatansichten“ zu verniedlichen. Denn als Abgeordneter ist er ja allein seinen bizarren Privatansichten verpflichtet, sprich: seinem Gewissen.

Insofern musste die Fraktion annehmen, dass der Nachrücker auf dem SPD-Ticket gegen ihre eigenen Ziele Politik machen würde. Ihre Trennung von ihm war ein richtiger Schritt – um klarzustellen, dass es ihr ernst ist, mit einer Politik der Integration. Mit dem Ausschluss hat die SPD-Fraktion deutlich gemacht, wer sie ist. Und dass sie weder Rassismus noch Fremdenfeinlichkeit in ihren Reihen duldet. Das ist erfreulich.

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Reporter und Redakteur
Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.
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1 Kommentar

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  • SK
    Sebastian K.

    "Ihre Trennung von ihm war ein richtiger Schritt – um klarzustellen, dass es ihr ernst ist, mit einer Politik der Integration."

     

    Herr Korol ging es also nicht um Integration als er im vergangenen Jahr sein privates Einfamilienhaus dem Land Bremen als Integrationsprojekt für Roma zur Verfügung stellen wollte (nachdem er es sogar auf eigene Kosten sanieren wollte)??? Der Schriftverkehr ist komplett online einlesbar!

     

    Und glauben Sie ernsthaft er hätte als Rassist jahrzehntelang Schüler aus allen Ländern unterrichtet, hätte Jahre lang als Lehrer in Litauen und Bulgarien unterrichtet... und sich für ein Kinderheim im Kunduz eingesetzt?

     

    Die umstrittenen Zitate sind vollends aus dem Zusammenhang gerissen - und das würden Sie auch wissen wenn Sie seine Texte weiter als Seite 1 gelesen hätten... denn dann hätten Sie seine Intention erkannt: Er warnt vor einer blauäugigen (Nicht-)Integrationspolitik, so wie wir sie bereits aus Duisburg, Berlin, aber auch aus anderen Ländern der EU kennen. Er war niemals gegen die Integration der Roma als solche und hat dies auch explizit mehrfach in der Vergangenheit geschrieben.

    Aber im Gegensatz zu all den SPDlern die heute über ihn abgestimmt haben, kennt er sich mit der Thematik aus! Übrigens sieht selbst der Zentralrat der Sinti und Roma (Herr Romani Rose) eine Lösung der Roma-Problematik NICHT in Deutschland, sondern in deren Ursprungsländer! Wie soll sich ein Volk mit 50% ohne Schulabschluss, mit 25% Analphabetenrate hier in Deutschland integrieren können, einem Land mit viel höheren Erwartungs-Standards im Arbeitsmarkt in deren Wettbewerb sich die wenigsten Roma überhaupt stellen werden können? Die Folge wird in den allermeisten Fällen unausweichlich eine Abhängigkeit von Hartz 4 sein. Über Jahrzehnte, wahrscheinlich Generationen, hinweg.

    Irgendwie ist es traurig wenn man zu diesem Thema besser und korrekter von der BILD-Zeitung informiert wird als von der TAZ - und das obwohl ich deren Artikel zu dem Thema schon grenzwertig finde.

     

    Ich habe seine Texte übrigens im Original gelesen - in der unzensierten Fassung vom Januar. Das würde ich allen Lesern - und vielleicht auch den Redakteuren raten.