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Marode Militärmaschine in Indonesien98 Tote durch Flugzeug-Crash

Ein 30 Jahre altes Militärflugzeug stürzt auf ein Dorf im indonesischen Java. Dabei sterben mindestens 98 Menschen. Kein Einzelfall, angesichts der maroden Flotte der Luftwaffe.

Retten, was zu retten ist: Soldaten und Hilfskräfte bei den Trümmern des Fliegers. Bild: dpa

JAKARTA ap Beim Absturz eines rund 30 Jahre alten Transportflugzeugs der indonesischen Luftwaffe sind am Mittwoch mindestens 98 Menschen ums Leben gekommen. Die C-130 Hercules stürzte im Osten Javas in ein Dorf.

Indonesische Flugzeugpannen der letzten Jahre

April 2008: Im Osten Kongos rast ein Passagierflugzeug in ein dicht besiedeltes Markt-Gebiet, mindestens 47 Menschen sterben.

Oktober 2007: Ein Transportflugzeug stürzt in ein Wohngebiet der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa. Die Maschine rast durch mehrere Häuser, die in Flammen aufgehen. Mindestens 50 Menschen sterben.

Juli 2007: Bei dem bisher schwersten Flugzeugunglück in der Geschichte Brasiliens kommen in São Paulo 199 Menschen ums Leben, davon 12 am Boden. Die Maschine war bei der Landung über die nasse Piste hinausgerutscht und in ein Geschäftsgebäude sowie eine Tankstelle gerast.

Dezember 2005: Kurz nach dem Start stürzt ein Militärflugzeug der iranischen Luftwaffe in ein Teheraner Wohngebiet. Mindestens 12 Bewohner eines zehnstöckigen Hauses und alle 94 Insassen der Maschine kommen ums Leben.

September 2005: Eine indonesische Passagiermaschine stürzt 500 Meter hinter der Startbahn in der Großstadt Medan auf der nördlichen Insel Sumatra auf ein dicht besiedeltes Viertel. Mindestens 45 Menschen am Boden und 99 der 117 Insassen sterben.

Augenzeugen berichteten, sie hätten vor dem Absturz gesehen, wie die rechte Tragfläche von der Maschine abfiel. "Ich habe mindestens zwei laute Explosionen gehört und Feuerblitze in dem Flugzeug gesehen", sagte der 41-jährige Bauer Lamidi. "Der Flügel brach ab und fiel auf den Boden."

Mindestens 15 der 109 Insassen überlebten den Absturz, teilte Militärsprecher Sagom Tamboen mit. Viele Verletzte hätten schwere Verbrennungen erlitten. Nach seinen Angaben waren Soldaten und Familienangehörige an Bord des Flugzeugs, darunter mindestens zehn Kinder.

Die C-130 schlug in dem Dorf Geplak auf, zwei Einwohner kamen dabei ums Leben. Sie streifte mehrere Häuser und rutschte dann in ein Reisfeld. Lamidi beobachtete den Absturz von seinem Reisfeld aus. Das Heck und mehrere Bruchstücke von Tragflächen lagen in dem Feld zerstreut.

Luftwaffensprecher Bambang Sulistyo sagte, die abgestürzte C-130 sei fast 30 Jahre alt. Wegen des Osttimor-Konflikts verhängten die USA 1999 ein Embargo gegen Indonesien, die Luftwaffe beklagt sich seit langem über fehlende Ersatzteile. Das Embargo wurde zwar von US-Präsident George W. Bush aufgehoben, die Flugtauglichkeit der betagten Maschinen gilt aber trotzdem als fraglich.

Die indonesische Luftwaffe hat in den vergangenen Jahren bereits mehrere Flugzeuge durch Abstürze verloren. Erst im April war eine Maschine vom Typ Fokker 27 auf den Hangar eines Flughafens gestürzt. Keiner der 24 Insassen überlebte. Bei einer Serie ziviler Unglücke kamen in den vergangenen Jahren mehr als 120 Menschen ums Leben.

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1 Kommentar

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  • S
    smith

    Daß bei alten Transportern vom Typ C-130 die Tragflächen abbrechen, ist kein rein indonesisches Problem: http://www.youtube.com/watch?v=4bDNCac2N1o