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Markus Völker Gangneung StyleIm Land der angebohrten Berge überall vorn

Die Unterkünfte im Mediendorf von Gangneung verströmen noch den Charme des Unfertigen. Aber sonst arbeitet Südkorea offensichtlich mit Hochdruck daran, als Organisationsweltmeister in die olympische Geschichte einzugehen – und Deutschland den Titel des Ober-Orga-Chefs von Sportveranstaltungen abzuluchsen. Nur mal so als Beispiel: In der Möchtegern-Olympiastadt Berlin, die sich im Jahr 2000 ganz gern dem Internationalen Olympischen Komitee angedient hätte, sind die Flughäfen in einem, nun ja, beklagenswerten Zustand. Die Passagiere stehen sich in klaustrophobischer Enge die Beine in den Bauch, und vom BER-Desaster wollen wir gar nicht erst reden.

In Seoul, Südkoreas Hauptstadt, haben sie nicht nur einen tadellos funktionierenden, großen und schönen Flughafen, nein, der Airport Incheon führt weltweit auch im Service-Ranking. Das ist völlig glaubwürdig, denn die Abwicklung der Bedürfnisse eines durchschnittlichen Olympiareisenden klappt so reibungslos, wie man das nach Episoden in Rio oder Sotschi nicht mehr für möglich gehalten hätte. Überall greifen kleine und große Rädchen ineinander, stehen Heerscharen von Volunteers bereit, die dann zwar in holprigem Englisch, dafür aber überfürsorglich den Gast in die richtige Richtung schieben.

Zum Beispiel in den neuen Schnellzug, der sich vom Flughafen Incheon an der Westküste durch ungezählte Tunnel seinen Weg bis zur Olympiastadt Gangneung bahnt. In Deutschland wurde die Bahnstrecke Berlin–München nach 25 Jahren fertig. Wenn sie wie in Südkorea dafür Dutzende Berge hätten anbohren müssen, dann wäre wohl ein halbes Jahrhundert daraus geworden. Im Staate Samsung geht das alles viel schneller und effizienter. Zwar wird dann auch mal ein Politiker wegen Korruption verhaftet, aber der Kunde des neuen Expresszuges KTX ist’s zufrieden.

Das Land ist quasi überall vorn: beim Exportieren von Smartphones, im Schiffbau (2.) oder bei Halbleitern (2.)

Der KTX-Schaffner zeigt Präsenz, die Tickets kontrolliert er aber nicht, vielleicht, weil das zu unfreundlich wäre. Er betritt das Abteil mit einer kleinen Verbeugung und ebenso verlässt er es auch wieder, dazu lächelt er. Als Reiselektüre bietet sich nun eine kleine Werbebroschüre über die Vorzüge Südkoreas und den Reiz der Winterspiele an. Man glaubt es ja kaum: Das Olympialand ist quasi überall vorn: beim Exportieren von Smartphones, im Schiffbau (2.), der Automobilproduktion (5.) oder beim Verkauf von Halbleitern (2.). Und die Karriereleiter im Image-Ranking klettern sie wohl auch spielend hoch.

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