hamburg heute : Maria ohne Josef
Eine neue Variante der Weihnachtsgeschichte – mitten auf der Reeperbahn
Die Regisseurin Katrin Spranger lädt heute zu einer Wanderung durch St. Pauli, und der Anlass ist durchaus jahreszeitgemäß: „Maria und Josef auf der Reeperbahn“ heißt das Stück, mit dem sie Interessenten für eine besondere Performance zu gewinnen versucht. Aus dem St. Pauli-Theater geworfen werden Maria und Josef nämlich von den Technikern – angeblich, „weil sie den Fluchtweg blockieren“. Und los geht die Wanderung über den Kiez, vorbei an allerlei Wohnungen und Häusern, in denen teils gebriefte, teils ahnungslose Menschen warten: Genau weiß man es nie.
Das Spiel mit Illusionen liebt Spranger sehr, und sie spielt es gekonnt: Das Paar und die Zuschauer bezichtigen schließlich jenen Menschen der Heuchelei, der sie nach langer, verzweifelter Suche endlich gastfreundlich aufnimmt. Zu viele Absagen haben sie, die Obdach Suchenden, stumpf werden lassen.
Und wenn man davon absieht, dass sich Josef unterwegs an eine Prostituierte verliert, geht die Geschichte dann natürlich gut aus: Im Café mit Herz endet der Zug. Gemeinsam mit wirklich Obdachlosen löffeln die Zuschauer dort schließlich ihre Suppe, bis sie von draußen die Geburtsschreie der Maria hören. Ob das Kind wohlauf ist? Wird nur erfahren, wer die Performance besucht. PS
Premiere: heute, 20.30 Uhr, St. Pauli-Theater. Weitere Aufführungen: 16. sowie 19.–22.12.