offiziell heimkariert? : Manne, die Bahn
DOMINIK SCHOTTNER, 24, ist Volontär bei der taz und fährt gerne Bahn. Am Montagabend zum Beispiel von Frankfurt nach Berlin.
Pendler Manne aus Fulda hat massive Augenringe, eine straffe Plauze und muffelt aus dem Mund, was ich erst bemerke, als er mich fragt, ob ich auch täglich die Strecke Frankfurt–Fulda führe. Klinsiesk kumpelt er mich an: „Du“. Dann strengt er ein Gespräch über die deutsche Mannschaft an, den „Lutschär“ Friedrich und den „subbär Dübb“ Klose, irgendwann auch über sich und Naturpflastersteine und Sprinklersysteme und „seine Kleinen“.
Endlich die Erlösung aus dem Lautsprecher: „Der Official Carrier der Fußballweltmeisterschaft, die Deutsche Bahn, und der offizielle Kommunikationsdienstleister T-Com präsentieren Ihnen das Ergebnis des Spiels USA gegen Tschechien.“ Gespannte Ruhe bei Manne, seinen Pendlerfreunden, den Fans aus Mexiko, Ecuador, Australien, Japan und Deutschland, die eben noch Polonaise durch den Zug tanzten.
105 gespannt ruhige Minuten später: „Der Official Carrier der Fußballweltmeisterschaft, die Deutsche Bahn, und der offizielle Kommunikationsdienstleister T-Com präsentieren Ihnen das Ergebnis des Spiels USA gegen Tschechien. Drei zu null für Tschechien.“ Schade, dass Manne jetzt nicht da ist. Sonst könnten wir jetzt gemeinsam „Oho!“ raunzen, wie alle im Zug. Aber Manne wurde schon heimgecarried, heim zu den Naturpflastersteinen. Offiziell von der Deutschen Bahn.