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Mann-o-mann

■ 15 Jahre "bewegter Mann" / Der Kampf geht weiter

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15 Jahre „bewegter Mann“

Der Kampf geht weiter

Freitag abend, 20 Uhr. Deutschlands Fußballfans versammeln sich wie ein Mann vor den Bildschirmen, um die Kicker der Nation anzufeuern. Nur eine Oase in Berlin bietet Schutz vor männerbündischem Bier- und Schweißgeruch: die „Mannege“, Informations- und Beratungszentrum für Männer mit Sitz in Wilmersdorf. Thema der Veranstaltung: 15 Jahre bewegter Mann“ - eine Bilanz. Teilnehmer: 13 (in Worten: dreizehn), ausschließlich Herren um die Dreißig, im soziologischen Code der neuen und alternativen Mittelschichten.

Das Thema „Mann“ sei gesellschaftsfähig geworden, faßt ein Teilnehmer den emanzipatorischen Kampf der letzten Jahre zusammen. Es gäbe schon Industrieunternehmen, die bei Fortbildungsseminaren den Blick der Mitarbeiter für „männliches“ und „weibliches“ Kommunikationsverhalten schärften, „um Frauen und Männer wieder kompatibel zu machen“.

Reden war, ist und bleibt die wichtigste Beschäftigung des „bewegten Mannes“: sanft und unerbittlich harmonisch, weil die Aneignung dieser angeblich „weiblichen“ Eigenschaften das mitmännliche Umgehen erleichtere, beratend in seelischen und sexuellen Problemfällen, denn nur der Mann kann den Mann richtig verstehen und „solidarisch“ mit den Frauen. Es sei jetzt die aktuellste Aufgabe der Männer, so die Meinung des bewegten FU-Politologen Peter Grottian auf dem „nationalen“ Männertreffen in Freiburg, „der Kampf gegen den §218“.

Und die Perspektive? „Männlichkeit im Spätkapitalismus“, radebrecht einer aus dem Publikum, „sei wie in allen Kulturen der erreichte und gesicherte Abstand von den Müttern“. Daran hat sich auch nach 15 Jahren Männergruppen nichts geändert. Die Frauen bleiben bei der Diskussion emanzipatorischer Fragen wie männlicher Sexualität außen vor. Warum, weiß niemand so recht. „Das führt nur zu gegenseitiger Anmache. Wir müssen eben noch zehn Jahre warten, bis das möglich ist. Wie schade.Burkhard Schröder

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