■ Mann des Tages: Der Trainer, der in Rätseln spricht: Miroslav Blazevic (hat alles vorher gewußt)
„Wir haben die besten Spieler der Welt, und wir treffen im Finale auf Frankreich.“ Hat Miroslav Blazevic (63) verkündet. Vor der WM. Und also nur knapp daneben gelegen, die Partie seiner Kroaten gegen Frankreich ist immerhin ein Halbfinale. Andererseits: Für flotte Sprüche ist der kroatische Trainer berüchtigt. Außerdem: Wenn es danach ginge, was vor der WM alles so geredet wird, stünden gut zwei Dutzend Mannschaften am Sonntag im Finale. Und: Blazevic lacht immer so schelmisch. Auch wenn er so was sagt.
Aber Hellseher ist nicht sein Job. Trotzdem kann Blazevic zurückblicken auf eine lange und meist auch erfolgreiche Karriere.
In den 70ern trainierte er in der Schweiz, kurzzeitig sogar die dortige Nationalmannschaft. In den 80ern beendete er eine jahrzehntelange Durststrecke bei Dinamo Zagreb und holte endlich den jugoslawischen Meistertitel, ging dann nach Frankreich, war in den Bestechungsskandal um Olympique Marseille verwickelt und landete zwei Wochen in Untersuchungshaft, was man, wie er sagt, „auch mal probiert haben muß“.
Nach dem Sieg gegen Deutschland, der nur für „Ignoranten eine Überraschung gewesen sein konnte“, befahl er die Seinen in die heißen Mineralquellen von Vittel, wo die Kroaten residieren. Das Sprudelwasser würde „Wunder bewirken“. Ansonsten vertraut Blazevic aufs Fußballerische und darauf, daß „die französische Abwehr nicht so stark ist“. Die Daten sprechen dagegen: Fabien Barthez hat erst ein Tor kassiert, und das war ein Elfmeter. Im gesamten Turnier kamen überhaupt nur 18 Schüsse auf sein Tor. Wie Blazevic dieses Bollwerk aushebeln will, bleibt vorerst sein Geheimnis: „Ich habe immer gesagt, daß Frankreich der Favorit ist, aber ich denke trotzdem nicht, daß sie uns schlagen können.“ Thomas Winkler
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