■ Mann des Tages: Das Idol mit dem Raver-Appeal: Hidetoshi Nakata (möchte nach Europa)
Längst geschlagen und mit den Kräften am Ende schien Japan zehn Minuten vor Ende der Partie gegen Argentinien zu sein. Doch da drehte Asiens Fußballer des Jahres plötzlich noch einmal auf. Hidetoshi Nakata inszenierte eine Schlußoffensive, welche die Südamerikaner komplett überraschte und um ein Haar den Ausgleich durch den Ex-Brasilianer Wagner Lopes gebracht hätte.
In seiner Heimat ist der 21jährige Nakata, allgemein nur „Hide“ genannt, längst ein Idol, vor allem bei der jungen Generation. Ältere, traditionsbewußte Japaner sehen die rotgefärbten Haare und das selbstbewußte Gebaren des smarten Jünglings, eines genuinen Sprosses der westlich orientierten Rock- und Rave-Generation in Japan, eher mit Mißtrauen. An der fußballerischen Klasse Nakatas kommen aber auch sie nicht vorbei. Beim Spiel der Weltauswahl in Marseille anläßlich der WM-Auslosung war er einer der Besten, und auch gegen Argentinien war es seine Intuition und Ballgewandtheit, die Japan zum gleichwertigen Gegner werden ließ.
Pierre Littbarski lobt Nakata als „Mischung aus Häßler und Möller“, und bei den Heimspielen seines Teams Bellmare Hiratsuka skandieren die Fans das ganze Spiel hindurch seinen Namen. Nakata ist immer anspielbar, verliert selten den Ball und ist in der Lage, mit einfachen Pässen seine Mitspieler in beste Positionen zu bringen. Außerdem ist er sehr torgefährlich, und seine raffinierten Freistöße sind gefürchtet.
All diese Künste würde Hidetoshi Nakata liebend gern bei einem europäischen Klub vorführen, und Japans Fußballfans werden sich wohl auf einen baldigen Abschied ihres Idols einstellen müssen. An Angeboten dürfte es ihm schon nach seinem ersten WM-Auftritt kaum fehlen. Matti
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