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Archiv-Artikel

Mann aus dem Portfolio

David Odonkor kam, rannte und flankte den Sieg herbei, wird aber wohl trotzdem vorerst der Joker bleiben

DORTMUND taz ■ Es hatte David Odonkor ein wenig überrascht, dass er so früh zum Einsatz kam, in Minute 64. Der Dortmunder Profi wurde gegen Polen für Arne Friedrich eingewechselt, Rechtsaußen mit Formschwankungen. Friedrichs Posten bezog Bernd Schneider. Odonkor gab den rechten Außenstürmer. Er läuft die 100 Meter ja angeblich unter 11 Sekunden. Erwiesenermaßen schlägt der notorisch torungefährliche Spieler (nur drei Teffer in 73 Ligaspielen) die meisten Flanken in der Fußball-Bundesliga. Was machte Odonkor also am Mittwochabend im Dortmunder Westfalenstadion? Er sprintete und flankte, dass es eine Art hatte. Genau deswegen hatte ihn Jürgen Klinsmann in den WM-Kader berufen – weil er einen solchen Kicker „noch nicht im Portfolio“ gehabt habe. Odonkor, das war der Plan, sollte in Halbzeit zwei eingewechselt werden und die müden Außenverteidiger flinken Fußes überrumpeln.

Polens Defensive wurden denn auch mehrmals vom 22-Jährigen überrannt. Odonkors Problem in der Liga: Er flankt oft nur spekulativ, es fehlt ihm an Genauigkeit. Das war auch diesmal so: „Als ich vor dem 1:0 geflankt habe, wusste ich nicht, ob da überhaupt ein Stürmer steht.“ Er stand. Es war Oliver Neuville. Er machte das Tor. Odonkor danach: „Ich muss mich bei Jürgen Klinsmann für das Vertrauen bedanken.“ Wird Odonkor, „der Spieler, der sie mit Bällen beliefert“ (Jürgen Klinsmann), nun von Anfang an spielen? Wohl kaum, denn Friedrich dürfte auch gegen Ecuador in der Startelf stehen und Odonkor wiederum in die Rolle des schnellen Jokers schlüpfen. Es ist seine Traumrolle. MARKUS VÖLKER