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„Mangel an Fortschritten“

■ Gespräch zwischen US–Außenminister Shultz und dem sowjetischen Außenminister Schewardnadse / Thema Abrüstung und Menschenrechte im Mittelpunkt der Unterredung

Wien (afp) - Der US–Außenminister Shultz hat am Donnerstag bedauert, daß bei seinen insgesamt fünfstündigen Gesprächen mit seinem sowjetischen Amtskollegen nicht die Fortschritte gemacht worden seien, die er erhofft habe. Die in Reykjavik begonnenen sowjetisch–amerikanischen Gespräche würden jedoch fortgesetzt. Ein neues Gipfeltreffen sei vorläufig nicht geplant. „Es gibt noch nicht einmal eine Abmachung über ein Treffen der Außenminister und noch weniger über einen Gipfel, aber die Kontakte werden auf anderer Ebene fortgesetzt“, meinte Schewardnadse im Anschluß an die Unterredung am Rande der KSZE–Folgekonfe renz. Neben dem Thema der Abrüstung stand erwartungsgemäß das Thema der Menschenrechte im Mittelpunkt des Interesses. Die Supermächte beschuldigten sich gegenseitig, die KSZE–Schlußakte von Helsinki nicht einzuhalten. Shultz listete eine Reihe von Verstößen gegen die Menschenrechte in den Ostblockländern auf. Schewardnadse warf den USA „systematische“ Menschenrechtsverletzungen vor und schlug die Einberufung einer Konferenz für „humanitäre Zusammenarbeit“ in Moskau vor. Shultz sprach von der „tragischen Lage der Menschenrechte in den Ostblockländern“ und verwies auf die bekanntesten, in der UdSSR inhaftierten Mitglieder der „Gruppe zur Überwachung der Abkomnmen von Helsinki“ wie Anatoli Martschenko oder Anatoli Koriagin, und erwähnte ferner die Verfolgung der jüdischen Minderheiten. An der Konferenz, auf der „Personenkontakte, Informationsfragen, Kultur– und Erziehungsprobleme“ erörtert werden können, sollen Vertreter aller KSZE–Staaten teilnehmen. Für die UdSSR seien Menschenrechte unter anderem Recht auf Arbeit, Wohnung, Erholung, kostenlose Ausbildung, Bildung und Nutzen an seiner Arbeit, führte Schewardnadse aus.

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