Manche Produkte zerstören sich termingenau: „Jacke todschick – kaputt“
Auf einer Website kann man Produkte mit dem Verdacht auf geplante Selbstzerstörung melden. Der Betreiber könnte vor Klagen und Hackern Angst haben.
taz: Herr Schridde, woran kann man erkennen, dass ein Produkt kaputtgegangen ist, weil der Hersteller es wollte?
Stefan Schridde: Kaum ist die Garantie abgelaufen, schon geht das Produkt kaputt. Ich hab das selber schon erlebt: Ich hatte einen Akkurasierer, der Akku hat direkt nach der Garantiezeit den Geist aufgegeben. Reißverschlüsse in Jacken. Jacke todschick, aber Reißverschluss kaputt, nach kürzester Zeit. Warum soll denn etwas nicht 15 Jahre lang halten? So wie es ja auch früher üblich war. Wir wollen keine Wegwerfgesellschaft. Wir wollen langlebige Produkte, die man reparieren kann.
Was wollen Sie mit Ihrer Aktion erreichen?
Einen Wandel in der Produktqualität. Es wird mit den gesammelten Daten nachher einen sogenannte Murks-Barometer geben. Und dann liegt es am Hersteller selber, ob er etwas ändern will. 50 Murksmeldungen habe ich gegenwärtig. Murks bei Rowenta-Müllstaubsaugern, Telekom-Receivern, elektrischen Zahnbürsten. Es gibt Produkte, bei denen offensichtlich immer mehr auf Verschleiß gebaut wird.
Stefan Schridde, 50, betreibt die Beschwerde-Website murks-nein-danke.
Neulich haben mir Leute geraten, ich solle meinen Server in Brasilien aufstellen, weil sonst Leute kommen würden, die ihn hacken. Was ich mache, ist jedoch juristisch sauber. Vor Klagen habe ich keine Angst. Das, was ich mache, ist Kundenbeschwerde-Management, das ein bisschen mehr in die Öffentlichkeit getragen wird als sonst üblich. Manche Murksmelder wollen anonym bleiben. Das macht mir dann Sorgen. Viele Kunden sind schon so verängstigt und trauen sich aus Angst vor Klagen nicht, Murks in der Öffentlichkeit zu melden. Aber ich finde: Jeder Mensch darf sagen, wenn ihm etwas nicht gefällt, damit schädigt er ja nicht den Ruf. Er erzählt nur, was ihm passiert ist. Und das ist zulässig.
Gibt es ein Produkt, mit dem Sie besonders zufrieden sind?
Mit meiner Konzertgitarre S50a von Yamaha. Die habe ich, seit ich 16 bin, also seit 35 Jahren.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten