: Man kann Pietät auch übertreiben
betr.: „Ein Risikotyp ohne Mut“ von R. Misik, taz vom 13. 10. 08
Pietät ist schön, aber man kann’s damit auch übertreiben. Das „Mitgefühl mit jenen, die zum Mitgefühl nicht fähig sind“, will sich bei mir jedenfalls partout nicht einstellen. Erst recht nicht, wenn ich lesen darf, wie Inhumanität und Rassismus posthum zu Charisma und Rebellenpose verklärt werden und Abscheu in „Faszination“ umschlägt. Auch angesichts der Todesumstände – sprich Überschreitung der zulässigen Geschwindigkeit bei voller Fahrtüchtigkeit, also schlicht selbstmörderischer Leichtsinn, von der Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer gar nicht zu reden – sind keine Krokodilstränen angebracht. Für den Gebrauch des Satzes „De mortuis nil nisi bene“ dürfen die Ungeistesgenossen des Verstorbenen sorgen, die sicherlich bald die Aufstellung von Denkmälern und die Umbenennung von Straßen forcieren werden und ihren geliebten Führer somit den Rang der Hollywood-Ikone verleihen wollen, die er nie war noch je sein wird. FRANK PÖRSCHKE, Hattingen